Klassik meets Jazz: Lutz Krajenski und Markus Becker pianieren im Pavillon
Manche der guten, jungen Jazzpianisten von früher sind heute Rechtsanwälte oder Steuerberater. Musik zu machen ist kein Ponyhof; von der Musik zu leben hängt von vielen Faktoren ab, die nicht unbedingt etwas mit der Qualität der Musiker zu tun haben. Einige wenige sind heute noch Pianisten, Lutz Krajenski und Markus Becker gehören Gott sei Dank dazu. Beide sind ihren Weg konsequent gegangen. Becker wurde 1993 mit 30 Jahren als damals jüngster Musikprofessor Deutschlands an die Musikhochschule Hannover (HMTMH) berufen. Er ist mehrfacher Echopreisträger und sorgt als Pianist bei den Lesungen des Schauspielers Dieter Hufschmid für den guten Ton. Krajenski begleitet weltweit Größen der Pop- und Jazzmusik und spielt mit dem Schauspieler Ulrich Tukur ein wundervolles, leises Programm. Seine Big-Band-Arrangements und die Kompositionen für Roger Cicero haben ihn bei einem breiten Publikum bekannt gemacht. Beide sind Ur-Hannoveraner und "führen schon immer eine friedliche Koexistenz", sagt Krajenski. Gestern koexistierten sie im gut gefüllten Pavillon.
Klack, klack, klack. Kein Bild, kein Ton. Lutz Krajenski - im senffarbenen Anzug und schieberbemützt - nimmt hinter dem Fender Rhodes Piano Platz, Er schlägt die ersten Tasten an und es passiert, klack, klack, klack: Nichts. "Der Verstärker ist irgendwie aus", ruft er von der Bühne. Gelächter im Publikum, wohlwollend, mitfühlend, auch der genialste Musiker muss sich den Widrigkeiten, der Technik beugen. Krajenski wechselt kurzerhand den Arbeitsplatz, denn außer dem legendären Keyboard steht noch ein weiteres Instrument auf der Bühne. "Ein handelsüblicher Flügel", sagt Krajenski blasphemisch über den pavilloneigenen Steinway, für den man sich "locker einen Porsche kaufen könnte. Oder zwei." Sein Stück "77" macht sich auf dem Flügel hervorragend. Blues und Swing, Rock und Ballade - schon im ersten Lied zeigt sich die ganze Bandbreite, über die Krajenski verfügt. Das zweite Stück ist schon schwieriger - Thelonius Monk ist nicht gerade für Vers-Bridge-Refrain-Kompositionen bekannt. Danach vereinigen sich die Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven und die Moonlight Serenade von Glenn Miller, jetzt am endlich hörbaren Rhodes-Piano. "Ich liebe es, Sachen zu verwurschteln", teilt Krajenski dem hochaufmerksamen Publikum mit. Die Jahrhunderte zwischen den beiden Kompositionen spielen sich allerdings nicht einfach so weg. Aber die Sounds, die Krajenski dem über 50 Jahre alten Instrument entlockt, sind durchaus auch für good old Ludwig passend.
Klack, klack, klack. Kein Bild, kein Ton. Lutz Krajenski - im senffarbenen Anzug und schieberbemützt - nimmt hinter dem Fender Rhodes Piano Platz, Er schlägt die ersten Tasten an und es passiert, klack, klack, klack: Nichts. "Der Verstärker ist irgendwie aus", ruft er von der Bühne. Gelächter im Publikum, wohlwollend, mitfühlend, auch der genialste Musiker muss sich den Widrigkeiten, der Technik beugen. Krajenski wechselt kurzerhand den Arbeitsplatz, denn außer dem legendären Keyboard steht noch ein weiteres Instrument auf der Bühne. "Ein handelsüblicher Flügel", sagt Krajenski blasphemisch über den pavilloneigenen Steinway, für den man sich "locker einen Porsche kaufen könnte. Oder zwei." Sein Stück "77" macht sich auf dem Flügel hervorragend. Blues und Swing, Rock und Ballade - schon im ersten Lied zeigt sich die ganze Bandbreite, über die Krajenski verfügt. Das zweite Stück ist schon schwieriger - Thelonius Monk ist nicht gerade für Vers-Bridge-Refrain-Kompositionen bekannt. Danach vereinigen sich die Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven und die Moonlight Serenade von Glenn Miller, jetzt am endlich hörbaren Rhodes-Piano. "Ich liebe es, Sachen zu verwurschteln", teilt Krajenski dem hochaufmerksamen Publikum mit. Die Jahrhunderte zwischen den beiden Kompositionen spielen sich allerdings nicht einfach so weg. Aber die Sounds, die Krajenski dem über 50 Jahre alten Instrument entlockt, sind durchaus auch für good old Ludwig passend.
Eine Nummer von 1949 wird zu einem ersten Highlight: Bei "Monotonous Night" von Werner Richard Heymann dient ein nerviger Wecker als Metronom. In seiner erklärenden Anmoderation erzählt Krajenski die Geschichte des Liedes. Um eine schlaflose Nacht geht es, und die höchst komplexe Komposition ist fast eine kleine Symphonie. Krajenski spielt Bebop, er verschmilzt mit den Tasten des Flügels, verwurschtelt noch schnell und brillant "All The Things You Are" - Lektion in Sachen Real-Book.
Auftritt Becker. Der Klassiker hat seine Jazz-Wurzeln in verrauchten Übungsräumen (in Hannover übrigens in einem Bunker in der Leisewitzstraße) nie ganz abgelegt; er muss die Melodien nicht suchen, sie finden ihn. Er beginnt mit einer Humoreske von Schumann. Dann spielt er auf dem Rhodes mit einer selten gehörten Intensität ein Stück von Domenico Scarlatti und führt es in eine Komposition von Chick Corea. Die Synthese dieser beiden Lieder funktioniert hervorragend, das Fender-Rhodes-Piano klingt mal wie eine Orgel, mal wie ein Spinett, so, als ob es für Klassik gemacht worden sei.
Beide sind hochkonzentriert, Becker mit vereinzelten Jarrett-Stöhnern, Krajenski mit Restless-Feet-Tendenzen. Das nächste Highlight spielen sie gemeinsam: Eine der wohl bekanntesten Capricen von Nicolo Paganini wird zu einer wundervoll homogenen Mischung aus Bebop und Fado. Gleich danach ein besinnlicher Moment, Bei Van Morrisons "Have I Told You Lately" stimmt jeder Ton, jede Nuance, die beiden Pianisten machen das ohnehin großartige Lied zu einem Stück für die Ewigkeit.
Höhepunkt Drei ist das Italienische Konzert von Johann Sebastian Bach. Respektlos schuftet sich Krajenski nach Art eines Jacques Loussier durch den ersten Satz, den zweiten übernimmt Becker, und im dritten machen beide Quatsch auf allerhöchstem Niveau: Bach - selbst ein musikverrücktes Wunderkind - hätte sicher keine Einwände gegen die fulminante Ragtime-Version gehabt.
Auftritt Becker. Der Klassiker hat seine Jazz-Wurzeln in verrauchten Übungsräumen (in Hannover übrigens in einem Bunker in der Leisewitzstraße) nie ganz abgelegt; er muss die Melodien nicht suchen, sie finden ihn. Er beginnt mit einer Humoreske von Schumann. Dann spielt er auf dem Rhodes mit einer selten gehörten Intensität ein Stück von Domenico Scarlatti und führt es in eine Komposition von Chick Corea. Die Synthese dieser beiden Lieder funktioniert hervorragend, das Fender-Rhodes-Piano klingt mal wie eine Orgel, mal wie ein Spinett, so, als ob es für Klassik gemacht worden sei.
Beide sind hochkonzentriert, Becker mit vereinzelten Jarrett-Stöhnern, Krajenski mit Restless-Feet-Tendenzen. Das nächste Highlight spielen sie gemeinsam: Eine der wohl bekanntesten Capricen von Nicolo Paganini wird zu einer wundervoll homogenen Mischung aus Bebop und Fado. Gleich danach ein besinnlicher Moment, Bei Van Morrisons "Have I Told You Lately" stimmt jeder Ton, jede Nuance, die beiden Pianisten machen das ohnehin großartige Lied zu einem Stück für die Ewigkeit.
Höhepunkt Drei ist das Italienische Konzert von Johann Sebastian Bach. Respektlos schuftet sich Krajenski nach Art eines Jacques Loussier durch den ersten Satz, den zweiten übernimmt Becker, und im dritten machen beide Quatsch auf allerhöchstem Niveau: Bach - selbst ein musikverrücktes Wunderkind - hätte sicher keine Einwände gegen die fulminante Ragtime-Version gehabt.
Die Reihe Jarrett, Einaudi, Winston, Petrucciani, Grusin setzt sich heute Abend mit Becker und Krajenski fort. Zwei überragende Pianisten spielen ganz große Musik. Für die knapp zwei Stunden bekommen sie tosenden Applaus. Und die Zuhörer bekommen eine Zugabe: Mit "Isn't She Lovely" von Stevie Wonder beenden Becker/Krajenski den Abend und entlassen ihre Gäste hinaus in die Nacht. Und der Mond, der eben noch im Pavillon gestrahlt hat, bescheint draußen den Weiße-Kreuz-Platz, der just von den Zelten der protestierenden Sudanesen geräumt wird.
Lutz Krajenski und Markus Becker: "Have I Told You Lately" (Van Morrison)