Leseprobe: Zweites Kapitel: PARADISE VALLEY oder DER HINTERHOF
Die Sonne schickte sich gerade missgelaunt an, auf einen matschigen Novemberhimmel zu klettern, als Kuntze schmerzlich den Verlust seines Saxofon-Stickers feststellte. Er bemerkte aber andererseits erfreut, dass er seine Rolex-Imitation noch immer am Handgelenk hatte. »Thailändische Wertarbeit« dachte er stolz, fummelte nach seinem Autoschlüssel und versuchte sich zu erinnern, wo er geparkt hatte. Als er schließlich zu seinem Auto fand, sah er als erstes, dass irgendein witziger Frühaufsteher oder noch witzigerer Nachtschwärmer einen Knoten in seine Antenne gemacht hatte. Dann - einer dunklen Ahnung folgend - ging er um das Auto herum. Tatsächlich: sein 'Super-midi-professional-2000' war mit einem 'Ein Herz für Kinder' überklebt. Überzeugt davon, dass dies mal wieder ganz bestimmt nicht sein Tag werden würde, fuhr er ins Studio.
Unterwegs suchte Kuntze in seinem Autoradio nach irgendwas, was als 'Sonntagmorgen-und-wir-wollen-dass-sie-sich-wohlfühlen' Musik durchgegangen wäre, aber das Radio hatte einen ganz entschieden anderen Geschmack als Kuntze und er schaltete ab. Er erinnerte sich daran, dass er ja schliesslich Komponist war, und begann, eine höchst schwierige Phrase zu pfeifen, wobei er mit der linken Hand die achtel Hi-Hat, mit der Rechten die Viertel-Triolen-Toms und mit dem rechten Fuss die Bass-Drum mitspielte. Gerade noch rechtzeitig stieg sein linker Fuss mit einem fulminanten: 'Kuppeln' in die Session ein, und Kuntze fuhr mit quietschenden Reifen auf den Hinterhof, wo sich zwischen vergessenen Matratzen, weggeworfenen Videorecorderwracks und undefinierbaren Gerüchen eine kleine Tür befand. An dieser Tür hätte man ein kleines Schild bemerken können, wenn man dicht genug davorgestanden hätte, aber da die wenigsten Menschen von der Existenz dieses Hinterhofs wussten (sie wären auch recht überrascht gewesen, dass es in dieser Gegend überhaupt einen Stadtteil gab), blieb - was in der Natur der Sache liegt - den meisten verborgen, dass sie sich nunmehr im 'Paradise-Valley- Studio' befanden.
Kuntze bestieg die wackelige Treppe, schloss die Tür auf und machte Licht. Er hatte natürlich vergessen, seinen Computer auszuschalten, woraufhin der ihm was gehustet hatte und mal eben abgestürzt war.
»Halb so wild«, dachte Kuntze, »ich hab' ja alles gesafed. Oder etwa ... «, er hechtete zu seiner Festplatte (Super-midi) und hackte mit einem nur ihm bekannten System auf den Tasten 'rum, bis er fand, wonach er suchte. Der SONG! Gottseidank, alles noch da. »Alles wird gut«, sagte Kuntze laut, nahm die Diskette 'raus, holte das Feldbett hinter einem Vorhang hervor, dachte kurz an den Mann an der Säule und legte sich schlafen.
Die Sonne schickte sich gerade missgelaunt an, auf einen matschigen Novemberhimmel zu klettern, als Kuntze schmerzlich den Verlust seines Saxofon-Stickers feststellte. Er bemerkte aber andererseits erfreut, dass er seine Rolex-Imitation noch immer am Handgelenk hatte. »Thailändische Wertarbeit« dachte er stolz, fummelte nach seinem Autoschlüssel und versuchte sich zu erinnern, wo er geparkt hatte. Als er schließlich zu seinem Auto fand, sah er als erstes, dass irgendein witziger Frühaufsteher oder noch witzigerer Nachtschwärmer einen Knoten in seine Antenne gemacht hatte. Dann - einer dunklen Ahnung folgend - ging er um das Auto herum. Tatsächlich: sein 'Super-midi-professional-2000' war mit einem 'Ein Herz für Kinder' überklebt. Überzeugt davon, dass dies mal wieder ganz bestimmt nicht sein Tag werden würde, fuhr er ins Studio.
Unterwegs suchte Kuntze in seinem Autoradio nach irgendwas, was als 'Sonntagmorgen-und-wir-wollen-dass-sie-sich-wohlfühlen' Musik durchgegangen wäre, aber das Radio hatte einen ganz entschieden anderen Geschmack als Kuntze und er schaltete ab. Er erinnerte sich daran, dass er ja schliesslich Komponist war, und begann, eine höchst schwierige Phrase zu pfeifen, wobei er mit der linken Hand die achtel Hi-Hat, mit der Rechten die Viertel-Triolen-Toms und mit dem rechten Fuss die Bass-Drum mitspielte. Gerade noch rechtzeitig stieg sein linker Fuss mit einem fulminanten: 'Kuppeln' in die Session ein, und Kuntze fuhr mit quietschenden Reifen auf den Hinterhof, wo sich zwischen vergessenen Matratzen, weggeworfenen Videorecorderwracks und undefinierbaren Gerüchen eine kleine Tür befand. An dieser Tür hätte man ein kleines Schild bemerken können, wenn man dicht genug davorgestanden hätte, aber da die wenigsten Menschen von der Existenz dieses Hinterhofs wussten (sie wären auch recht überrascht gewesen, dass es in dieser Gegend überhaupt einen Stadtteil gab), blieb - was in der Natur der Sache liegt - den meisten verborgen, dass sie sich nunmehr im 'Paradise-Valley- Studio' befanden.
Kuntze bestieg die wackelige Treppe, schloss die Tür auf und machte Licht. Er hatte natürlich vergessen, seinen Computer auszuschalten, woraufhin der ihm was gehustet hatte und mal eben abgestürzt war.
»Halb so wild«, dachte Kuntze, »ich hab' ja alles gesafed. Oder etwa ... «, er hechtete zu seiner Festplatte (Super-midi) und hackte mit einem nur ihm bekannten System auf den Tasten 'rum, bis er fand, wonach er suchte. Der SONG! Gottseidank, alles noch da. »Alles wird gut«, sagte Kuntze laut, nahm die Diskette 'raus, holte das Feldbett hinter einem Vorhang hervor, dachte kurz an den Mann an der Säule und legte sich schlafen.