Silje Nergaard im Pavillon: Ein fliegender Teddybär, ein Waldschrat und eine Weltreise im Kopf
In der "Songbirds"-Reihe im hannoverschen Pavillon geht es um Frauen aus der ganzen Welt, die oft jenseits von großem Glamour zeigen, wie vielschichtig Musik sein kann. Jetzt war Silje Nergaard zum inzwischen dritten Mal im ausverkauften großen Saal zu Gast. Und das Publikum war hingerissen.
Der Mann in mittleren Jahren sieht unsicher auf seine Eintrittskarte. "Ich suche die Reihe zwölf", murmelt er. Die zwölfte Reihe ist heute allerdings die vierzehnte, weil man sich wegen der großen Nachfrage für das Konzert entschlossen hat, weitere Sitzplätze zur Verfügung zu stellen. Schließlich sinkt der Mann etwas erschöpft auf seinen Platz. Gerade rechtzeitig, um zu beobachten, wie ein norwegischer Troll von links die Bühne betritt, um an einem moog-Synthesizer eine Sequenz einzustellen, die auf direktem Weg in die norwegischen Wälder führt. Der Troll heißt Jörn Öyen, und er ist der Keyboarder in der Begleitband von Silje Nergaard. Es rauscht, es zirpt, es zwitschert, während die Sängerin auf die Bühne schlendert. Schwarzer Hosenanzug mit weißer Schrift, weiße Stiefeletten, strenge Kurzhaarfrisur. Lächeln, "Hello Hannover" sagen, Applaus abholen. Sie greift zum Mikrofon und singt "A Thousand Times", den Titelsong des neuen, dreizehnten Albums.
Ihre Stimme ist wunderbar wandelbar. Sie mutete früher immer ein wenig kleinmädchenhaft an, jetzt klingt sie bei "Breathe", dem zweiten Stück, fast so, wie ihre Frisur aussieht. "Ich schreibe Lieder über Menschen und deren Geschichten", sagt sie, und sie erzählt von der afrikanischen Mutter, die sie auf einer ihrer vielen Reisen kennen gelernt hat. Deren größter Wunsch sei der Regen gewesen, nach der großen Dürre. Die Band spielt, und man wähnt sich mitten in der afrikanischen Steppe.
Ihre Stimme ist wunderbar wandelbar. Sie mutete früher immer ein wenig kleinmädchenhaft an, jetzt klingt sie bei "Breathe", dem zweiten Stück, fast so, wie ihre Frisur aussieht. "Ich schreibe Lieder über Menschen und deren Geschichten", sagt sie, und sie erzählt von der afrikanischen Mutter, die sie auf einer ihrer vielen Reisen kennen gelernt hat. Deren größter Wunsch sei der Regen gewesen, nach der großen Dürre. Die Band spielt, und man wähnt sich mitten in der afrikanischen Steppe.
Das Konzert im Pavillon ist das vierzehnte auf ihrer Deutschlandtour, "die in Liechtenstein begann", sagt sie. Weit gereist ist sie, die Nergaard, wie wir im Laufe des Abends erfahren. Das nächste Lied, "Cocco Bello", versetzt die jetzt schon begeisterten Zuhörer nach Italien. Dort, im Urlaub, erzählt die Künstlerin, habe sie vor einigen Jahren am Strand täglich einen Kokosnussverkäufer gesehen. Die Melodie, der sang, um seine Ware anzupreisen, hat sie mit dem Iphone aufgenommen und ein Lied daraus gemacht. Im vergangenen Jahr war sie wieder da, und sie hat es ihm vorgespielt, sagt sie weiter. "Er hat geweint", endet sie lächelnd. War klar.
Wie ein Mantel aus geflochtenen Noten schmiegt sich Nergaards Stimme um die Seele. Ihre drei Mitmusiker - Öyen an den Tasten, Wetle Holte am Schlagwerk und Audun Erlien am Bass - sind brillant; mehr als einmal klingt es wie Sting auf dem epochalen "Bring On The Night"-Album. Nergaard, die Geschichtenerzählerin, klingt mal wie eine Spieluhr, mal wie ein Orkan. Es ist oft erstaunlich, worin der Wiedererkennungswert eines Stückes besteht. In Nergaards Fall ist es - natürlich - diese klare, immer ein wenig flehende Stimme. Aber es sind auch ihre Kompositionen. Überraschende Septimen im Vers, getragene Zwischenteile und die Auflösung im Refrain. Selbst, wenn man nicht auf die lyrischen, Texte achtete, würde man jeden Eid schwören, dass nach einem Nergaard-Refrain die Welt zu einem besseren Ort geworden ist. Sie singt "Dreamers In Heart", und das Publikum fängt kollektiv an zu träumen.
Zwischendurch ist sie wieder in Plauderstimmung. Erlien, ihr Bassist, und sie seien früher mal ein Duo gewesen, sagt sie, damals, als sie big in Japan war, als man dort einen Wein nach ihr benannt hat und Teddybären auf die Bühne warf. Und prompt kommt ein Bär geflogen; das kleine, braune Knuddelding landet zu ihren Füßen und sie nimmt es einigermaßen überrascht zur Kenntnis. Sie ist 51 Jahre alt, und man wirft mit Teddybären nach ihr? Wirklich?
Den Song für ihren aus Afrika adoptierten Sohn Jonah begleitet sie auf dem Psalter - "Hush Little Bird" - hach. Augen schließen, wissen, dass die neue norwegische Mama morgen früh mit Kakao am Bett steht - glücklicher Jonah.
Und dann, natürlich, "Tell Me Where You're Going", "Be Still My Heart", die großen kommerziellen Erfolge, und das wunderschöne "When Judy Falls" - geradezu pompöser Schluss des Konzerts.
Zwischendurch ist sie wieder in Plauderstimmung. Erlien, ihr Bassist, und sie seien früher mal ein Duo gewesen, sagt sie, damals, als sie big in Japan war, als man dort einen Wein nach ihr benannt hat und Teddybären auf die Bühne warf. Und prompt kommt ein Bär geflogen; das kleine, braune Knuddelding landet zu ihren Füßen und sie nimmt es einigermaßen überrascht zur Kenntnis. Sie ist 51 Jahre alt, und man wirft mit Teddybären nach ihr? Wirklich?
Den Song für ihren aus Afrika adoptierten Sohn Jonah begleitet sie auf dem Psalter - "Hush Little Bird" - hach. Augen schließen, wissen, dass die neue norwegische Mama morgen früh mit Kakao am Bett steht - glücklicher Jonah.
Und dann, natürlich, "Tell Me Where You're Going", "Be Still My Heart", die großen kommerziellen Erfolge, und das wunderschöne "When Judy Falls" - geradezu pompöser Schluss des Konzerts.
Und da ist er wieder, dieser Gedanke, dass niemand, der diese Musik hört, die AFD oder Trump wählen würde. Und dass irgendwo auf der Welt die Sonne scheint. In Japan, Liechtenstein oder Norwegen. Heute Abend scheint sie im Pavillon.