Billy Joel - der Piano Man spielt in Frankfurt
Samstag, 3. September 2016. Die Frankfurter Commerzbank-Arena ist rappelvoll. Entspannte Stimmung beim durchweg „in-den-besten-Jahren“-Publikum. Verschärfte Einlasskontrollen durch den Veranstalter – zu groß sind die Bedenken, jemand könne irgendwas anstellen. Verschärft, aber wider Erwarten bestens organisiert. Billy Joel ist da. Rund 40 000 warten auf ihn und warten ihm auf – gut gelaunt, geduldig, gespannt. „I don't wanna play that shit anymore“, „Ich will diesen Kram nicht mehr spielen“, hat er noch vor einigen Jahren gesagt. Längst spielt er „diesen Kram“ wieder. Legendär: Seine regelmäßigen Konzerte im Madison Square Garden. Und heute Abend tut er es auch in Deutschland – nach zehn Jahren zum ersten Mal und mit diesem einzigen Konzert im deutschsprachigen Raum.
Dem Mann, der als erster amerikanischer Künstler überhaupt in der damaligen Sowjetunion auftreten durfte, huldigen heute Abend nicht nur deutsche Fans. Aus der Schweiz, Frankreich und England sind sie gekommen, Fans, die genau diesen Shit hören wollen und möglicherweise fürchten, dass es das letzte Mal sein könnte, ihr Idol auf der Bühne zu sehen. Schon der Weg auf das weitläufige Stadiongelände eint die Besucher; egal, ob sie mit S-Bahn, Bus, Taxi oder U-Boot anreisen. Heute ist Billy-Joel-Time, Frankfurt ist Billy-Joel-Stadt. Schon beim Betreten des Stadions wird über Texte, alte und ganz alte Songs gefachsimpelt.
Licht aus, Spot aus
Und dann, endlich, gehen die Spots aus. Jubel brandet auf, als Mr. Joel von den ebenfalls erlöschenden Lichtern über New York singt. „Miami 2017 – I've Seen The Lights Go Out On Broadway“ – während Manhattan musikalisch dem Erdboden gleichgemacht wird und die Mafia Mexiko übernimmt, versinkt Frankfurt im kollektiven Glücksmodus. Er ist da. Der Sänger mit den italienisch-deutschen Wurzeln hat viel von seiner glänzenden Haarpracht verloren, ein wenig moppeliger ist er geworden, seine Augen wirken über die drei großen Monitore müde. Doch als er hinter seinem Flügel zu erkennen ist, der mal nach links, mal nach rechts geschwenkt wird, hört man nichts von Müdigkeit. Er ist da und mit ihm der unveränderte Schmelz in seiner Stimme, der seit den 70er Jahren Generationen von Fans in ihren Bann zieht. Kaum, dass er auf dem Flügel den letzten, pathetischen Ton mit seiner immer noch unnachahmlichen Spieltechnik angeschlagen hat, brandet geradezu frenetischer Jubel auf. Die meisten der Besucher kennen jedes Wort, jede Nuance seiner Songs, singen vielstimmig, laut, falsch und enthusiastisch mit. Glückliche Mienen, Tränen hier und da – zu bewegend ist der Moment, als dass er an irgendjemandem vorbei ginge.
Und dann, endlich, gehen die Spots aus. Jubel brandet auf, als Mr. Joel von den ebenfalls erlöschenden Lichtern über New York singt. „Miami 2017 – I've Seen The Lights Go Out On Broadway“ – während Manhattan musikalisch dem Erdboden gleichgemacht wird und die Mafia Mexiko übernimmt, versinkt Frankfurt im kollektiven Glücksmodus. Er ist da. Der Sänger mit den italienisch-deutschen Wurzeln hat viel von seiner glänzenden Haarpracht verloren, ein wenig moppeliger ist er geworden, seine Augen wirken über die drei großen Monitore müde. Doch als er hinter seinem Flügel zu erkennen ist, der mal nach links, mal nach rechts geschwenkt wird, hört man nichts von Müdigkeit. Er ist da und mit ihm der unveränderte Schmelz in seiner Stimme, der seit den 70er Jahren Generationen von Fans in ihren Bann zieht. Kaum, dass er auf dem Flügel den letzten, pathetischen Ton mit seiner immer noch unnachahmlichen Spieltechnik angeschlagen hat, brandet geradezu frenetischer Jubel auf. Die meisten der Besucher kennen jedes Wort, jede Nuance seiner Songs, singen vielstimmig, laut, falsch und enthusiastisch mit. Glückliche Mienen, Tränen hier und da – zu bewegend ist der Moment, als dass er an irgendjemandem vorbei ginge.
Der wütende junge Mann
Fast übergangslos folgt der zweite Song. „Prelude: Angry Young Man“ von seinem Album „Turnstiles“ hat vierzig Jahre auf dem Buckel. Nun, so jung ist Joel eben nicht mehr. Aber mit seinen 67 Jahren zählt er immer noch zur Crème de la crème der amerikanischen Singer/Songwriter. Niemand, außer vielleicht Springsteen, dem Boss, hat mehr den American Lifestyle repräsentiert, niemand, der ihm auch nur annähernd gesanglich gewachsen wäre.
„Guten Abend, Deutschland“, ruft er fröhlich ins Publikum. Erzählt, was ohnehin jeder weiß: Dass er ja lange mit diesem anderen Typen auf Tournee war, und stimmt ein paar Töne von Elton Johns „Your Song“ an.-Jubel. „Ach, Quatsch, den Mist spiel' ich nicht“, sagt er. Lachen. Während Tausende ob dieser Blasphemie noch gniggern, läutet er einen seiner größten Erfolge ein. „Just The Way You Are“ - eigentlich ist es viel zu früh für ein derartiges Highlight, aber Joel hat so unfassbar viele Klassiker komponiert, dass die Reihenfolge völlig egal ist. Dann „The Entertainer“, alt, älter, am Ältesten. Rückblende in den Köpfen des Publikums. Lange Haare – vielleicht, erste Liebe – bestimmt. Die Nummer aus dem Jahr 1974 klingt frisch, aktuell. Dave Rosenthal brilliert an den Keyboards, der Song geht über in „Zanzibar“. Entspannter Jazz vom 78er Album „52nd Street“, vom Zeitpunkt der Höhe seines Ruhms. Carl Fischer trompetet sich glasklar durch das Solo, die Arena wird zur schwülen Zanzi-Bar.
Fast übergangslos folgt der zweite Song. „Prelude: Angry Young Man“ von seinem Album „Turnstiles“ hat vierzig Jahre auf dem Buckel. Nun, so jung ist Joel eben nicht mehr. Aber mit seinen 67 Jahren zählt er immer noch zur Crème de la crème der amerikanischen Singer/Songwriter. Niemand, außer vielleicht Springsteen, dem Boss, hat mehr den American Lifestyle repräsentiert, niemand, der ihm auch nur annähernd gesanglich gewachsen wäre.
„Guten Abend, Deutschland“, ruft er fröhlich ins Publikum. Erzählt, was ohnehin jeder weiß: Dass er ja lange mit diesem anderen Typen auf Tournee war, und stimmt ein paar Töne von Elton Johns „Your Song“ an.-Jubel. „Ach, Quatsch, den Mist spiel' ich nicht“, sagt er. Lachen. Während Tausende ob dieser Blasphemie noch gniggern, läutet er einen seiner größten Erfolge ein. „Just The Way You Are“ - eigentlich ist es viel zu früh für ein derartiges Highlight, aber Joel hat so unfassbar viele Klassiker komponiert, dass die Reihenfolge völlig egal ist. Dann „The Entertainer“, alt, älter, am Ältesten. Rückblende in den Köpfen des Publikums. Lange Haare – vielleicht, erste Liebe – bestimmt. Die Nummer aus dem Jahr 1974 klingt frisch, aktuell. Dave Rosenthal brilliert an den Keyboards, der Song geht über in „Zanzibar“. Entspannter Jazz vom 78er Album „52nd Street“, vom Zeitpunkt der Höhe seines Ruhms. Carl Fischer trompetet sich glasklar durch das Solo, die Arena wird zur schwülen Zanzi-Bar.
Songs wie Symphonien
Aus einem größeren Fundus an grundverschiedenen Liedern, die von allen Anwesenden sofort wie gute Freunde begrüßt werden, kann weltweit wohl kein Sänger schöpfen – bis auf vielleicht Mr. Ol' Blue Eyes. Aber der hat seine Texte nicht selbst gemacht. Und was hat er nicht schon alles besungen: Arbeitslosigkeit in Minenarbeiterstädten, Schiffe, schwere Jungs und leichte Mädchen, politische Entwicklungen, Städte in Russland, Städte sonstwo und immer wieder: Frauen, Frauen, Frauen. Ein Womanizer ist er heute noch, berühmt für seine Liebeserklärungen an das andere Geschlecht im Allgemeinen und seine jeweiligen Partnerinnen im Besonderen. Gerade hat er seine aktuelle Freundin geheiratet. Alexis Roderick ist 33 Jahre jünger, kaum älter als seine Tochter Alexa.
Spaziergang durch ein Leben
So war es, so ist es: Sein Leben. Das unverwechselbare Intro zu „My Life“ erklingt. Das Publikum hat mittlerweile zunehmend seine Stühle verlassen und tanzt und schwenkt die Handys im Taschenlampen-Modus – Wunderkerzen 2016. Unvermittelt daddelt Joel ein wenig Beethoven dazu: Die „Ode an die Freude“ hat Jahrhunderte auf dem Buckel, seine eigene Komposition ist dagegen ein eher kleiner Klassiker. Den Vergleich zu Ludwig van muss Joel nicht scheuen, viele seiner Kompositionen sind symphonisch angelegt. Dass er auch das rein klassische Genre beherrscht, hat er mit dem Album „Fantasies & Delusions“ schon 2001 bewiesen. „My Life“ also, die Band ist gut aufgelegt, jeder macht alles, und der Chor klingt haargenau so wie der, den einst die beiden Chicago-Sänger Peter Cetera und Robert Lamm auf dem Original, „52nd Street“ gegeben haben. „Vienna“, „For The Longest Time“, „Allentown“, und das durch Barbra Streisand unsterblich gemachte, grandiose „New York State Of Mind“ – er reiht Hit an Hit, Ohrwurm an Ohrwurm. Sein Herumgekaspere mit „The Lion Sleeps Tonight“ wird begeistert beklatscht. Dabei hat er selber so einen Löwen: „The River Of Dreams“ spielt er natürlich auch – und erzählt aus der Mitte seiner Nacht, als er im Traum Täler entlangspaziert.
Aus einem größeren Fundus an grundverschiedenen Liedern, die von allen Anwesenden sofort wie gute Freunde begrüßt werden, kann weltweit wohl kein Sänger schöpfen – bis auf vielleicht Mr. Ol' Blue Eyes. Aber der hat seine Texte nicht selbst gemacht. Und was hat er nicht schon alles besungen: Arbeitslosigkeit in Minenarbeiterstädten, Schiffe, schwere Jungs und leichte Mädchen, politische Entwicklungen, Städte in Russland, Städte sonstwo und immer wieder: Frauen, Frauen, Frauen. Ein Womanizer ist er heute noch, berühmt für seine Liebeserklärungen an das andere Geschlecht im Allgemeinen und seine jeweiligen Partnerinnen im Besonderen. Gerade hat er seine aktuelle Freundin geheiratet. Alexis Roderick ist 33 Jahre jünger, kaum älter als seine Tochter Alexa.
Spaziergang durch ein Leben
So war es, so ist es: Sein Leben. Das unverwechselbare Intro zu „My Life“ erklingt. Das Publikum hat mittlerweile zunehmend seine Stühle verlassen und tanzt und schwenkt die Handys im Taschenlampen-Modus – Wunderkerzen 2016. Unvermittelt daddelt Joel ein wenig Beethoven dazu: Die „Ode an die Freude“ hat Jahrhunderte auf dem Buckel, seine eigene Komposition ist dagegen ein eher kleiner Klassiker. Den Vergleich zu Ludwig van muss Joel nicht scheuen, viele seiner Kompositionen sind symphonisch angelegt. Dass er auch das rein klassische Genre beherrscht, hat er mit dem Album „Fantasies & Delusions“ schon 2001 bewiesen. „My Life“ also, die Band ist gut aufgelegt, jeder macht alles, und der Chor klingt haargenau so wie der, den einst die beiden Chicago-Sänger Peter Cetera und Robert Lamm auf dem Original, „52nd Street“ gegeben haben. „Vienna“, „For The Longest Time“, „Allentown“, und das durch Barbra Streisand unsterblich gemachte, grandiose „New York State Of Mind“ – er reiht Hit an Hit, Ohrwurm an Ohrwurm. Sein Herumgekaspere mit „The Lion Sleeps Tonight“ wird begeistert beklatscht. Dabei hat er selber so einen Löwen: „The River Of Dreams“ spielt er natürlich auch – und erzählt aus der Mitte seiner Nacht, als er im Traum Täler entlangspaziert.
Akustische Körperverletzung
Bei „Don't Ask Me Why“ von „Glass Houses“, dem Album, das mehr nach Beatles klingt als die Beatles, hat seine Percussionistin Crystal Taliefero ihr Solo. Seit Jahrzehnten ist Billy Joel mit den selben, hochkarätigen Musikern unterwegs, allen voran mit Mark Rivera und Andy Cichon. Die sich inzwischen wohl damit abgefunden haben dürften, der namenlose „Bassist und Gitarrist von Billy Joel“ zu sein. Interludium: „Highway To Hell“. Wirklich? AC/DC? Ja, und zwar genial gesungen von Tommy Byrnes. Der Gitarrist klingt wie Bon Scott und Brian Johnson zusammen, Joel übernimmt die Gitarre. Auf der kommt er klar, mehr nicht, aber er hat ja Helfer im Hintergrund. Das Publikum tobt, das Publikum rockt. Bei „We didn't Start The Fire“ behält er die Stratocaster gleich um. Film- und Fotoeinblendungen auf den Monitoren zeigen die Personen, von denen Joel singt. Eine USA-Fahne weht, die Freiheitsstatue lächelt versöhnlich von den Bildschirmen – mehr Amerika geht nicht. Perfektes Timing, perfekte optische Choreographie. Mittlerweile macht sich jedoch auf vielen Plätzen in der Arena – dem ehemaligen Waldstadion – Unmut über den Sound breit. Ein Open-Air-Konzert war angekündigt. Doch das Dach, das sich wie ein Schirm aus einem Videowürfel an der Hallendecke über die Arena spannen lässt, bleibt bis auf einen schmalen Spalt geschlossen. Am Dach bricht sich der Schall, und die vielen genialen Texte verdampfen in ihrem eigenen Echo. Von draußen lächelt der Sommer mit milden Temperaturen. Hoch oben am wolkenlosen Himmel steuern Flugzeuge im Minutentakt lautlos den nahen Frankfurter Flughafen an – drinnen allerdings ist der Sound so ohrenbetäubend, als stünde man direkt auf der Landebahn. Die Begründung für das geschlossene Dach hat wohl nur der Veranstalter. 2008 hatte Madonna an gleicher Stelle konzertiert; damals war das Dach auch zu und von einem „Sound-Debakel“ die Rede. Heute scheint es mit zunehmender Dauer immer lauter, immer verwaschener zu werden. Das ist besonders schade für all diejenigen, die horrende Summen für Sitzplätze im Innenraum ausgegeben haben – und die von Anfang an von tanzenden, gestikulierenden Fans gezwungen sind, sich hin zu stellen, so sie denn überhaupt etwas sehen wollen.
Bei „Don't Ask Me Why“ von „Glass Houses“, dem Album, das mehr nach Beatles klingt als die Beatles, hat seine Percussionistin Crystal Taliefero ihr Solo. Seit Jahrzehnten ist Billy Joel mit den selben, hochkarätigen Musikern unterwegs, allen voran mit Mark Rivera und Andy Cichon. Die sich inzwischen wohl damit abgefunden haben dürften, der namenlose „Bassist und Gitarrist von Billy Joel“ zu sein. Interludium: „Highway To Hell“. Wirklich? AC/DC? Ja, und zwar genial gesungen von Tommy Byrnes. Der Gitarrist klingt wie Bon Scott und Brian Johnson zusammen, Joel übernimmt die Gitarre. Auf der kommt er klar, mehr nicht, aber er hat ja Helfer im Hintergrund. Das Publikum tobt, das Publikum rockt. Bei „We didn't Start The Fire“ behält er die Stratocaster gleich um. Film- und Fotoeinblendungen auf den Monitoren zeigen die Personen, von denen Joel singt. Eine USA-Fahne weht, die Freiheitsstatue lächelt versöhnlich von den Bildschirmen – mehr Amerika geht nicht. Perfektes Timing, perfekte optische Choreographie. Mittlerweile macht sich jedoch auf vielen Plätzen in der Arena – dem ehemaligen Waldstadion – Unmut über den Sound breit. Ein Open-Air-Konzert war angekündigt. Doch das Dach, das sich wie ein Schirm aus einem Videowürfel an der Hallendecke über die Arena spannen lässt, bleibt bis auf einen schmalen Spalt geschlossen. Am Dach bricht sich der Schall, und die vielen genialen Texte verdampfen in ihrem eigenen Echo. Von draußen lächelt der Sommer mit milden Temperaturen. Hoch oben am wolkenlosen Himmel steuern Flugzeuge im Minutentakt lautlos den nahen Frankfurter Flughafen an – drinnen allerdings ist der Sound so ohrenbetäubend, als stünde man direkt auf der Landebahn. Die Begründung für das geschlossene Dach hat wohl nur der Veranstalter. 2008 hatte Madonna an gleicher Stelle konzertiert; damals war das Dach auch zu und von einem „Sound-Debakel“ die Rede. Heute scheint es mit zunehmender Dauer immer lauter, immer verwaschener zu werden. Das ist besonders schade für all diejenigen, die horrende Summen für Sitzplätze im Innenraum ausgegeben haben – und die von Anfang an von tanzenden, gestikulierenden Fans gezwungen sind, sich hin zu stellen, so sie denn überhaupt etwas sehen wollen.
Der Junge mit der Mundharmonika
Gitarrist Michael Delguidice stimmt „Nessum Dorma“ an und er macht das verdammt gut. War Pavarotti besser? Womöglich ja, aber das geht im Klangmatsch unter. Ist auch egal, denn jeder weiß, dass die Hauptperson die Pause eigentlich nur nutzt, um ein wenig zu Atem zu kommen. Und dann ist er wieder in seinem Element; „Scenes From An Italian Restaurant“ mit seinem gewaltigen Saxofon-Intro spiegelt die ganze Joelsche Vielfalt. Das Lied besteht aus drei Teilen; Die kleine Geschichte von Brenda und Eddie wird zu einer akribischen Beschreibung des amerikanischen Alltags in den 70ern. Dann funkelt es, er legt sich ein Metallgestell um den Hals, und das geneigte Publikum weiß, was nur kommen kann. Minutenlanger Applaus, schon bevor er „seinen“ Song singt, sein unvermeidliches „Piano Man“. Direkt danach geht er verschwitzt, erledigt und zufrieden von der Bühne. Herr Joel hat es gerockt, sein Coming Back im deutschsprachigen Raum. Und schlendert entspannt und grinsend zu vielen, vielen Zugaben wieder heraus. Aber was soll da noch kommen, nach Piano Man? Es kommt „Uptown Girl“, der Song, in dessen Video seine damalige Frau, das Supermodel Christie Brinkley, ihren von Schauspieltalent völlig unbedarften Auftritt hatte. Es kommt „I'ts Still Rock 'N Roll To Me“ und „Big Shot“. Und dann kommt die große Frage: Macht er ihn oder macht er ihn nicht?
Der Turner
Ohne den obligatorischen Handstand vom Flügel hat kein Joel-Konzert je geendet. Was bei Udo Jürgens der Bademantel war, ist bei Billy Joel der artistische Abgang. Nun, er macht ihn nicht, er spielt statt dessen: „Only The Good Die Young“ und „You May Be Right“. Fast drei Stunden lang hat Billy die Commerzbank Arena gerockt – so kennen und lieben ihn seine Bewunderer, Dann kann er ja trotz fehlender Turnübung so alt noch nicht sein.
Draußen, nach dem Konzert. Ein Mann, dessen Leibesfülle an Humpty Dumpty erinnert, setzt sich ächzend auf ein Mäuerchen. Jemand reicht ihm eine Flasche Budweiser. Der Mann öffnet den Mund und singt in breitestem Schwäbisch: „Yu meh bie reit, ei meh bie kresie.“ Weiter weiß er nicht. Aber das reicht auch. Vielleicht sind es Verrückte wie Billy Joel aus Oyster Bay, Long Island, und der Mann aus dem Ländle, die die Welt braucht.
Gitarrist Michael Delguidice stimmt „Nessum Dorma“ an und er macht das verdammt gut. War Pavarotti besser? Womöglich ja, aber das geht im Klangmatsch unter. Ist auch egal, denn jeder weiß, dass die Hauptperson die Pause eigentlich nur nutzt, um ein wenig zu Atem zu kommen. Und dann ist er wieder in seinem Element; „Scenes From An Italian Restaurant“ mit seinem gewaltigen Saxofon-Intro spiegelt die ganze Joelsche Vielfalt. Das Lied besteht aus drei Teilen; Die kleine Geschichte von Brenda und Eddie wird zu einer akribischen Beschreibung des amerikanischen Alltags in den 70ern. Dann funkelt es, er legt sich ein Metallgestell um den Hals, und das geneigte Publikum weiß, was nur kommen kann. Minutenlanger Applaus, schon bevor er „seinen“ Song singt, sein unvermeidliches „Piano Man“. Direkt danach geht er verschwitzt, erledigt und zufrieden von der Bühne. Herr Joel hat es gerockt, sein Coming Back im deutschsprachigen Raum. Und schlendert entspannt und grinsend zu vielen, vielen Zugaben wieder heraus. Aber was soll da noch kommen, nach Piano Man? Es kommt „Uptown Girl“, der Song, in dessen Video seine damalige Frau, das Supermodel Christie Brinkley, ihren von Schauspieltalent völlig unbedarften Auftritt hatte. Es kommt „I'ts Still Rock 'N Roll To Me“ und „Big Shot“. Und dann kommt die große Frage: Macht er ihn oder macht er ihn nicht?
Der Turner
Ohne den obligatorischen Handstand vom Flügel hat kein Joel-Konzert je geendet. Was bei Udo Jürgens der Bademantel war, ist bei Billy Joel der artistische Abgang. Nun, er macht ihn nicht, er spielt statt dessen: „Only The Good Die Young“ und „You May Be Right“. Fast drei Stunden lang hat Billy die Commerzbank Arena gerockt – so kennen und lieben ihn seine Bewunderer, Dann kann er ja trotz fehlender Turnübung so alt noch nicht sein.
Draußen, nach dem Konzert. Ein Mann, dessen Leibesfülle an Humpty Dumpty erinnert, setzt sich ächzend auf ein Mäuerchen. Jemand reicht ihm eine Flasche Budweiser. Der Mann öffnet den Mund und singt in breitestem Schwäbisch: „Yu meh bie reit, ei meh bie kresie.“ Weiter weiß er nicht. Aber das reicht auch. Vielleicht sind es Verrückte wie Billy Joel aus Oyster Bay, Long Island, und der Mann aus dem Ländle, die die Welt braucht.