This is not America: Ed Motta in Wolfsburg
It's Movimentos-Time in Wolfsburg: Die Festwochen der Autostadt stehen in diesem Jahr unter dem Motto "Liebe". Noch bis zum 10. Mai gibt es auf dem weitläufigen Gelände die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Theater, Konzerte, Tanz, Workshops, Lesungen - ein so ausgedehntes Programm hat Seltenheitswert. In Hannover bietet der Pavillon beim Masala-Fest vom 20. bis 29. Mai womöglich eine ähnliche Vielfalt, kommt aber - was in der Natur der zur Verfügung stehenden Örtlichkeiten liegt - nicht annähernd auf die Anzahl an Veranstaltungen, die in der ligaüberlegenen Stadt im Programmheft stehen. Einer der unstrittigen Höhepunkte fand gestern Abend im Zeithaus statt: Ed Motta gab sich die Ehre - und die Glaswände des Zeithauses stehen noch und sind nicht geschmolzen. Aber es war knapp.
Wolfsburg, Zeithaus, kurz nach acht. 500 Zuhörer jubeln den brasilianischen Ausnahmesänger herbei. Ed Motta erklettert mit fünfköpfiger Band die Bühne. Mit heiserer Sprechstimme begrüßt er das Publikum. Er kündigt "Captain's Refusal" an, vom neuen, seinem zwölften Album "Perpetual Gateways", das er mit der Elite der kalifornischen Studiomusiker aufgenommen hat. Das Lied ist ein Shuffle, das Fender-Rhodes-Piano klingt warm, die Sonne schickt sich gerade an, den blitzeblauen Himmel zu verlassen, als Motta die ersten Töne singt. Und da ist sie, diese Stimme, die Gefriertruhen zum Schmelzen bringen könnte. Vom ersten Moment an nimmt sie gefangen, lullt ein, überrascht mit ihren ungeahnten Facetten.
Motta ist so etwas wie eine Legende in Brasilien. Dort trägt er den liebevollen Beinamen "Der Koloss von Rio" - was nicht nur seiner Leibesfülle geschuldet ist. Seit 1997 heimst er Goldene Schallplatten en masse ein, 2008 war er für den Latin Grammy nominiert, Knapp zehntausend Kilometer von Rio entfernt ist er bisher nur einem kleinen Insiderkreis bekannt - der allerdings dafür gesorgt hat, dass die 500 Sitz- und Stehplätze in Wolfsburg schon zwei Tage nach Vorverkaufsbeginn ausverkauft waren.
Wolfsburg, Zeithaus, kurz nach acht. 500 Zuhörer jubeln den brasilianischen Ausnahmesänger herbei. Ed Motta erklettert mit fünfköpfiger Band die Bühne. Mit heiserer Sprechstimme begrüßt er das Publikum. Er kündigt "Captain's Refusal" an, vom neuen, seinem zwölften Album "Perpetual Gateways", das er mit der Elite der kalifornischen Studiomusiker aufgenommen hat. Das Lied ist ein Shuffle, das Fender-Rhodes-Piano klingt warm, die Sonne schickt sich gerade an, den blitzeblauen Himmel zu verlassen, als Motta die ersten Töne singt. Und da ist sie, diese Stimme, die Gefriertruhen zum Schmelzen bringen könnte. Vom ersten Moment an nimmt sie gefangen, lullt ein, überrascht mit ihren ungeahnten Facetten.
Motta ist so etwas wie eine Legende in Brasilien. Dort trägt er den liebevollen Beinamen "Der Koloss von Rio" - was nicht nur seiner Leibesfülle geschuldet ist. Seit 1997 heimst er Goldene Schallplatten en masse ein, 2008 war er für den Latin Grammy nominiert, Knapp zehntausend Kilometer von Rio entfernt ist er bisher nur einem kleinen Insiderkreis bekannt - der allerdings dafür gesorgt hat, dass die 500 Sitz- und Stehplätze in Wolfsburg schon zwei Tage nach Vorverkaufsbeginn ausverkauft waren.
Schlagzeuger Yorán Vroom kommt aus Amsterdam, er macht mächtig Druck - zumindest klingt es nach Druck, auch wenn er seine Drums nur streichelt. Das liegt am ungewöhnlich guten Sound im Zeithaus. Viele Wände sind aus Glas, schallbrechende Schrägen machen auch den Klang durchsichtig. Die anderen Instrumentalisten sind ebenfalls hervorragend, ihre - schön, häufigen - Soli werden laut beklatscht. Extraordinär spielt Saxofonist Marc Doffey; aufregend, wie er bei "Playthings of Luv" mit der kleinen Melodie bricht, um dem Stück einen schmutzigen, kreischenden Funk-Mantel umzuhängen. Doffey lebt in Berlin, wie Motta verrät, genau wie Pianist Matti Klein. Jay Phelps an der Trompete kommt aus Kanada und Neville Malcom "somewhere out of the UK" - auch in England ist Paul McCartney längst nicht das Maß aller Bassdinge.
Motta singt, und das Publikum ist hingerissen. Jedes Stück überrascht mit neuen Facetten. Motta bedient sich der Stilistik anderer, großer Sangeskünstler des Jazz: Er zitiert Al Jarreau, George Duke, Maurice White, Bobby McFerrin, Donald Fagen - und lässt sie durch seine ungeheure Wandelbarkeit oft weit hinter sich. Er singt einen Song der Band "Chicago" und klingt zur selben Zeit wie Robert Lamm und Peter Cetera - und DAS ist ein echtes Kunststück. Manchmal meint man zwar, das Intro eines Songs schon mal gehört zu haben, war das eben nicht "Besame Mucho? Ist das nicht "Spain"? Wie sich Mottas Kompositionen letztlich in etwas etwas völlig Anderes auflösen, ist aber atemberaubend. Sein Klavierspiel erinnert oft an Lyle Mays: Spannend: Das selbstironische "Overblown Overweight" Das Rhodes scheint bei den staccatoartigen 16tel-Noten immer besser zu klingen.
Mit zunehmender Konzertdauer scheint auch Motta stimmlich zu wachsen, er bietet Kabinettstückchen aus Scat-Gesang und Beat-Boxing, und wenn er unisono zu seinem eigenen Keyboard-Thema improvisiert, lugt George Benson neidisch um die Ecke. Alle Titel singt er auf Englisch, nur "Colombina", sein wohl berühmtester Song, hat einen portugiesischen Text. Motta wickelt die Zuhörer in die weiche Decke aus Fado und Smooth-Jazz, er schmeichelt, flötet, jubiliert. Zum Schluss lässt er die restlos begeisterten Fans einen komplizierten Takt klatschen, während er auf der Bühne so etwas wie ein Tänzchen wagt. Beides gehört, Verzeihung, nicht unbedingt zu den Höhepunkten des Abends, aber es macht Spaß - so, wie alles Andere.
Motta wirft seine Seele ins Publikum - im Gegenzug bekommt er dessen volle Sympathie. Fazit: Mainstream ist Mottas Musik nicht, er ist eher ein Jazz-Klassiker. Vers, Bridge, Refrain, Solo, Vers, Refrain - Ende. Aber Ed Mottas Stimme, seine Lieder und seine Arrangements sind zeitlos. Und das ist es, was gute Musik sein sollte.
Motta singt, und das Publikum ist hingerissen. Jedes Stück überrascht mit neuen Facetten. Motta bedient sich der Stilistik anderer, großer Sangeskünstler des Jazz: Er zitiert Al Jarreau, George Duke, Maurice White, Bobby McFerrin, Donald Fagen - und lässt sie durch seine ungeheure Wandelbarkeit oft weit hinter sich. Er singt einen Song der Band "Chicago" und klingt zur selben Zeit wie Robert Lamm und Peter Cetera - und DAS ist ein echtes Kunststück. Manchmal meint man zwar, das Intro eines Songs schon mal gehört zu haben, war das eben nicht "Besame Mucho? Ist das nicht "Spain"? Wie sich Mottas Kompositionen letztlich in etwas etwas völlig Anderes auflösen, ist aber atemberaubend. Sein Klavierspiel erinnert oft an Lyle Mays: Spannend: Das selbstironische "Overblown Overweight" Das Rhodes scheint bei den staccatoartigen 16tel-Noten immer besser zu klingen.
Mit zunehmender Konzertdauer scheint auch Motta stimmlich zu wachsen, er bietet Kabinettstückchen aus Scat-Gesang und Beat-Boxing, und wenn er unisono zu seinem eigenen Keyboard-Thema improvisiert, lugt George Benson neidisch um die Ecke. Alle Titel singt er auf Englisch, nur "Colombina", sein wohl berühmtester Song, hat einen portugiesischen Text. Motta wickelt die Zuhörer in die weiche Decke aus Fado und Smooth-Jazz, er schmeichelt, flötet, jubiliert. Zum Schluss lässt er die restlos begeisterten Fans einen komplizierten Takt klatschen, während er auf der Bühne so etwas wie ein Tänzchen wagt. Beides gehört, Verzeihung, nicht unbedingt zu den Höhepunkten des Abends, aber es macht Spaß - so, wie alles Andere.
Motta wirft seine Seele ins Publikum - im Gegenzug bekommt er dessen volle Sympathie. Fazit: Mainstream ist Mottas Musik nicht, er ist eher ein Jazz-Klassiker. Vers, Bridge, Refrain, Solo, Vers, Refrain - Ende. Aber Ed Mottas Stimme, seine Lieder und seine Arrangements sind zeitlos. Und das ist es, was gute Musik sein sollte.