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MICHAEL KROWAS
Blog around the rock

Stiller Chiller

30/9/2016

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Dezent: Christopher von Deylen aka "Schiller" zeigt, was in der hannoverschen Swiss Life Hall klanglich alles geht
Bild
Eine pompöse Lightshow begleitet das bombastische Intro in der Swiss Life Hall. Schiller bittet pünktlich ab 20 Uhr zur Lektion in Sachen kollektivem Wohlfühlfaktor. Der David Garrett des Elektropop gibt sich die Ehre, und viele tausend seiner Jünger kommen, um dem musikalischen Chamäleon zu huldigen. Das Konzert ist Teil seiner Deutschlandtour, auf der er sein neues Album "Future" vorstellt, und es war in Wimpernschlaggeschwindigkeit ausverkauft. Was ist so reizvoll an dem bebrillten Mann mit dem schütteren Haar, der im schwarzen Shirt fast hinter seinen vielen Keyboards verschwindet? Der seit knapp zwanzig Jahren scheinbar jenseits jeglichen kommerziellen Kalküls musiziert? Was ist es, das fünf seiner neun Alben auf Platz eins der Charts landen ließ? Was macht ihn aus, dass die Gäste geradezu andächtig zuhören, wie gebannt jeden noch so belanglosen Ton verfolgen, der von oben auf sie niederschwebt?
Irgendwie ist er plötzlich auf der Bühne. Fast unbemerkt kommt er gemeinsam mit seiner Band, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Schillers viele Tasten sind weit auseinander platziert, Kommunikation der Musiker miteinander: Null. Der Musiker mit dem Publikum: Null. "Willkommen". So heißt das erste Lied, es ist auch das erste auf dem Album. Lichtstreifen fluten die Halle, der Klang ist wunderbar, jeder Ton dringt glasklar bis nach hinten, verliert sich erst in der Betonwand. Kommentarlos spielt die Band die zweite Nummer, "Schwerelos" - der Name ist Programm, viele Zuhörer schließen die Augen, während der dezente Sound über sie hinweggleitet. Paare schmusen, kaum einer ist allein hier heute Abend, Schiller hört man eben nicht allein. Fast andächtig hört man zu, es ist still zwischen den Songs, wie bei einem Klassik-Konzert. Die Stille ist greifbar, beängstigend, die Zuhörer warten wie hypnotisiert auf das nächste Stück, darauf, die Augen wieder schließen zu können.

Nach drei Liedern kommt etwas Bewegung auf die Bühne. Drei Chorsänger unterstützen, ebenfalls dezent, den Meister bei "Future III", einem Teil der Trilogie auf dem gleichnamigen Album. Und Sängerin Arlissa, ein neues Mitglied der riesigen Schiller-Familie, hat einen begeistert beklatschten Auftritt. Sie klingt wie Anita Hegerland und sieht auch so aus. Hegerland ist die Ehefrau von Mike Oldfield, dem introvertierten 70er Jahre Tastengott. Sie hatte einst als zehnjähriges blondes Schwedenkind ihren ersten Erfolg mit einem deutschen Künstler. Gemeinsam mit Roy Black trällerte sie irgend etwas von Bienen und Stachelschweinen. Danach sang sie, etwas weniger belanglos, "Moonlight Shadow" für ihren späteren Gemahl. Beide Melodien sind heute noch präsent. Und Arlissa? Umwirbelt von Lichteffekten singt sie "Playing With Madness" für ihren deutschen Künstler. Die drei Griffe, die sie auf der schwarzen akustischen Gitarre spielt, klingen – wie sollte es anders sein – hervorragend. Selten hat man den G-Dur-Akkord so gefeiert wie heute in der Swiss Life Hall. Und selten so schnell vergessen.

Schiller spielt mit Soundeffekten, vom unvermeidlichen Vogelzwitschern bis zu Hubschrauberklängen. Einige Phrasen, die er auf dem Keyboard gesampled hat, wabern von links nach rechts, von vorn nach hinten durch die Halle, immer wieder. Dezentes Gitarrensolo, pompöser Orchestersound – mit zunehmender Konzertdauer wird es ermüdend, zuzuhören. Schiller serviert einen liebevoll gemixten Cocktail aus 80er-Jahre-Sounds und aktuellen Ambientklängen – hier eine Prise Café del Mar, da ein Quentchen Mike Oldfield. Garniert mit einem Funken Alan Parsons, das Schirmchen ist Pink Floyd, Dennoch ist der Wiedererkennungswert gleich null. Die Austauschbarkeit ist ein allgegenwärtiges Problem. Von Deylen hat es geschafft, mehr prominente Unterstützung als jeder Andere für seine Projekte zu gewinnen. Moya Brennan, Unheilig, Anna Netrebko und Thomas D. haben für ihn gesungen, Lang Lang, Klaus Schulze und Albrecht Mayer für ihn gespielt. Jette von Roth, Peter Heppner, Xavier Naidoo - auch deren Namen stehen im Booklet seiner Alben. Und bleiben austauschbar. Ein weiterer Name mit Donnerhall verlängert jetzt diese Liste. Sharon Stone. Die Sharon Stone? Unser aller Basic-Instinct-Sharon? Ja, und sie passt genauso gut wie alle anderen. Die Schauspielerin bat von Deylen, einen von ihr geschriebenen Text zu vertonen. Will man wissen, dass Sharon Stone Texte schreibt? Will man überhaupt wissen, dass sie schreiben kann? Reicht es nicht, das Bild aus dem Film im Kopf zu haben? Natürlich spielt Schiller den Song mit dem Text von Sharon Stone auch, als Zugabe. „For you“ schmiegt sich melodisch perfekt ins Schiller-Schema. Das Lied tut niemandem weh. Und man hat es beim nach Hause gehen schon vergessen.

Zwei Zugaben und zwei Stunden später wird exakt das getan: nach Hause gegangen. Dezent, in geordneter Form, niemand ist laut, niemand ist über die Maßen alkoholisiert. Es sei "eines der ruhigsten Konzerte in der Swiss Life Hall" gewesen, bei dem er je gearbeitet hätte, sagt ein Mitarbeiter der Sicherheitsfirma "Tosa". Und entlässt mit einem freundlichen Nicken die entspannten Besucher hinaus in die laue Nacht. Viele nicken freundlich zurück.

Neil Tennant von den „Pet Shop Boys“ sagte in einem Interview, der Schiller-Sound sei „German Kitsch“. Nun ja, neu ist das alles nicht, weder die Schiller-Klänge noch die Schiller-Kritiker. Was bleibt, ist hervorragend gespielte, konzeptionelle Musik. Mit einem gehörigen Anteil an Kitsch, zugegeben. Aber auch Kitsch hat eine lange, lange musikalische Tradition. Mozart oder Schönberg, Fischer oder Netrebko, West End Girls oder Enter Sandman? Geschmackssache, letztlich. Oder, wie es der Autor und Fotograf Peter T. Schulz einst formuliert hat: "Manche Leute mögen Kaviar. Ich persönlich bevorzuge eher Schweinebraten."
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    Zum Beispiel. Zum Nachlesen.
    ​
    Billy Joel

    Ed Motta
    Mario Biondi
    Silje Nergaard
    Annie Heger
    The Idea of North​
    Schiller
    Max Mutzke
    Fury in the slaughterhouse
    Randy Crawford
    Zöller
    Stanley Clarke
    Purple Schulz


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