DePhazz bringen das Musikzentrum zum Kochen
Ach, da rechts ist ein Tresen? Sieh an. Da links geht noch 'ne Treppe hoch? Wunder über Wunder - normalerweise ist es im Musikzentrum so rappelvoll, dass man froh ist, wenn man irgendwo steht und einen einigermaßenen Blick auf die Bühne hat. Nicht am Donnerstag, als sich die Heidelberger Kult-Combo DePhazz in der Nordstadt die Ehre gab. Es war überschaubar voll; blöd für die Veranstalter, toll für die mittanzenden Besucher, der Band war's egal: Sie haben abgeliefert, und zwar vom Feinsten.
DePhazz heißen schon lange nicht mehr De-Phazz. Der Name bedeutete ursprünglich "Destination future Jazz". Das Ziel, Jazzmusik der Zukunft zu machen, haben die Herren und Damen um Bandgründer Pit Baumgartner Ende der 90er erreicht. Unvergessen in den Köpfen all jener, die damals in coolen Clubs mit einem Martini in der Hand lässig an der Wand lehnten, und die auf die Frage nach ihrem Musikgeschmack geantwortet hätten: Hauptsache kein Mainstream. Wenn dann Songs von DePhazz oder Moloko oder Jamiroquai liefen, hätten sie sich eher das linke Bein abgebissen, als den DJ zu fragen, wer da gerade unglaublich tanzbar am Mainstream vorbeimusiziert. Kool & the Gang oder Imagination ging gar nicht, Perfektionisten wie Earth, Wind & Fire waren verpönt, DePhazz galten immer als ein wenig schlauer, ein wenig intellektueller als die anderen. Und man konnte zu Hause bei der Angebeteten punkten, wenn die Slow-Jazz-Rhythmen mit den verrückten Details aus den Bose-Boxen quollen. Bei DePhazz stand schon damals ein Turntable-Artist mit auf der Bühne - Future eben.
Der Sound ist knackig, satt; es grooved, jazzed und hiphopped, dass es eine Freude ist. Es sind viel mehr Instrumente zu hören, als Musiker auf der Bühne stehen - preiset den Gott der Samples. Das Musikzentrum wird zur Lounge, als Sängerin Pat Appleton im roten Abendkleid auf die Bühne schlendert. Sie sorgt bei den ersten Stücken für eine entspannte Baratmosphäre - sie ist auch nach 20 Jahren in der Band ungeheuer sicher in den hohen Stimmlagen. Mal klingt sie wie eine piepsige Micky-Maus, mal wie eine rauchige, verruchte Souldiva - die Scat-Soli mit Saxofonist Marcus Bartelt sind wohldurchdacht, perfekt - und wirken trotzdem federleicht.
Während Baumgartner hinter seinen Plattentellern für die unterschiedlichsten Effekte sorgt, geht vorne die Post ab. Drummer Olli Rubow spielt solide und verschwindet fast hinter seinen Kopfhörern, Ulf Kleiner hat sein Fender-Rhodes im Griff, Bernd Windischs Bass wabert irgendwo unten unauffällig herum - und das Ganze wird erstaunlicherweise zu einer höchst homogenen Einheit. Als Appleton die ersten Töne von "Mambo Craze" anstimmt, ihrem Hit von 1999, tanzen die ersten Reihen mit, vorsichtig zunächst, dann ausgelassen - ungewohnter Anblick im ansonsten eher rocklastigen Musikzentrum.
Und dann wird es funky: Strahlemann Karl Frierson is in da houz. Der Ausnahmesänger tobt wie ein Derwisch auf der Bühne herum, schmeichelt mal hier einer Dame im Publikum, schmachtet mal da ein Pärchen an - er weiß um seine Wirkung als Womanizer. Er singt "Jazz Music", einen der alten Hits, und dann einige Stücke vom neuen Album "Black, white, mono", die sich nahtlos auf die Kette mit den entspannten Soundperlen von damals auffädeln lassen. "Love Vampire" hat das Zeug zum Clubhit, Frierson wirkt wie Mark Medlock in gut, und mehr als einmal denkt man an: Maze, featuriiiiiiing Frankiiiiiieeee Beverly!!!! Frierson hat alles, was es braucht: Überragende Bühnenpräsenz, Croonerqualitäten, Musikalität - der ewig gut gelaunte Mann mit dem Hut singt in einer eigenen Liga.
Fazit: DePhazz haben auch nach mehr als 20 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren. Diesen Cocktail aus tanzbaren Soulnummern mit überraschenden, coolen Einsprengseln mixt man auch heute noch am besten in Heidelberg. Tolles, entspanntes Konzert einer intelligent gereiften Band, die ganz genau weiß, was sie will.