Ed Motta: Der brasilianische Ausnahmesänger stellt sein neues Album im Jazz-Club vor
Vor anderthalb Jahren war Mr. Big schon mal hier. Ed Motta sang sich damals mitten in die Herzen der Zuhörer im hannoverschen Jazz-Club. Jetzt hat das Schwergewicht erneut den Weg auf den Lindener Berg gefunden. Nach London und Rio de Janeiro war der kleine, große Club eine seiner Stationen, um sein neues Album bekannt zu machen.
Das Album gibt es als Silberling und als Vinyl nach dem Konzert an der Kasse zu kaufen. Ein verschwitzter Ed Motta sitzt neben Edda Erblich und signiert den Tonträger. Das macht er, nicht nur metaphorisch gesprochen, mit links. So, wie er auch sein umjubeltes Konzert absolviert hat.
Das Werk trägt den Titel "Perpetual Gateways" - das heißt sinngemäß Tore, die immer geöffnet bleiben. Zur Seele, zum Herzen, und heute auch zum Jazz-Club, der wieder einmal kurz davor steht, wegen Überfüllung geschlossen zu werden. Rund 150 Besucher wollen ihn sehen, den dicken Mann mit der unglaublichen Stimme. Wenn sie eine Farbe hätte, wäre sie crèmefarben, wenn man sie anfassen könnte, wäre sie eine Nerzstola, gefüttert mit Marshmallows. Wenn man sie essen könnte, wäre sie ein duftendes Risotto. Wenn man ... ach, egal, man kann sie hören, in jeden Winkel dringt sie, schmiegt sich sanft in die Gehörgänge und wärmt die Seelen an diesem kalten Herbstabend.
"Captain Refusal" ist das erste Stück. Es ist auch das erste auf der CD. Das Intro ist weich, Fahrstuhljazz mit überzeugender Instrumentalarbeit seiner Band. Keyboarder Matti Klein, Bassist Laurent Salzard und Arto Mäkelä an der Gitarre waren schon beim ersten Konzert mit dabei. Neu ist Drummer Yoràn Vroom, und der darf gleich am Ende der Nummer zeigen, was er kann. Sein Solo macht das Lied fast zu einem Genesis-Stück. Die Band harmoniert perfekt, sie hüpfen zwischen den Genres hin und her. Salsa, Funk, Fado, Bossa - große Spielfreude, die ein Deutscher, ein Holländer, ein Franzose und ein Finne von der Bühne tropfen lassen.
Motta, der Brasilianer, beherrscht sein Fender Rhodes. Er findet mit wenigen Handbewegungen den richtigen Ton, manchmal drischt er auf die Tasten ein, manchmal berührt er sie kaum. Dem Künstler wird nachgesagt, er orientiere sich sehr am Gesangsstil von Jazzikone Al Jarreau. Das stimmt zum Teil. Aber: Sein Organ hat noch mehr, viel mehr Facetten. Mühelos erklettert Motta stimmlich die allerhöchsten Berge, um gleich danach beatboxend in die tiefsten Abgründe vorzustoßen.
Immer wieder: Steely Dan. Es ist verblüffend: Wenn man die Augen schließt, macht man eine Zeitreise in die siebziger Jahre. Man hört nicht nur Donald Fagen singen, auch die Improvisationen von Mäkelä, die filigranen Fills von Vroom lassen das legendäre Duo um Fagen und Walter Becker wieder auferstehen.
Das Werk trägt den Titel "Perpetual Gateways" - das heißt sinngemäß Tore, die immer geöffnet bleiben. Zur Seele, zum Herzen, und heute auch zum Jazz-Club, der wieder einmal kurz davor steht, wegen Überfüllung geschlossen zu werden. Rund 150 Besucher wollen ihn sehen, den dicken Mann mit der unglaublichen Stimme. Wenn sie eine Farbe hätte, wäre sie crèmefarben, wenn man sie anfassen könnte, wäre sie eine Nerzstola, gefüttert mit Marshmallows. Wenn man sie essen könnte, wäre sie ein duftendes Risotto. Wenn man ... ach, egal, man kann sie hören, in jeden Winkel dringt sie, schmiegt sich sanft in die Gehörgänge und wärmt die Seelen an diesem kalten Herbstabend.
"Captain Refusal" ist das erste Stück. Es ist auch das erste auf der CD. Das Intro ist weich, Fahrstuhljazz mit überzeugender Instrumentalarbeit seiner Band. Keyboarder Matti Klein, Bassist Laurent Salzard und Arto Mäkelä an der Gitarre waren schon beim ersten Konzert mit dabei. Neu ist Drummer Yoràn Vroom, und der darf gleich am Ende der Nummer zeigen, was er kann. Sein Solo macht das Lied fast zu einem Genesis-Stück. Die Band harmoniert perfekt, sie hüpfen zwischen den Genres hin und her. Salsa, Funk, Fado, Bossa - große Spielfreude, die ein Deutscher, ein Holländer, ein Franzose und ein Finne von der Bühne tropfen lassen.
Motta, der Brasilianer, beherrscht sein Fender Rhodes. Er findet mit wenigen Handbewegungen den richtigen Ton, manchmal drischt er auf die Tasten ein, manchmal berührt er sie kaum. Dem Künstler wird nachgesagt, er orientiere sich sehr am Gesangsstil von Jazzikone Al Jarreau. Das stimmt zum Teil. Aber: Sein Organ hat noch mehr, viel mehr Facetten. Mühelos erklettert Motta stimmlich die allerhöchsten Berge, um gleich danach beatboxend in die tiefsten Abgründe vorzustoßen.
Immer wieder: Steely Dan. Es ist verblüffend: Wenn man die Augen schließt, macht man eine Zeitreise in die siebziger Jahre. Man hört nicht nur Donald Fagen singen, auch die Improvisationen von Mäkelä, die filigranen Fills von Vroom lassen das legendäre Duo um Fagen und Walter Becker wieder auferstehen.
| Farmer's wife 5. November 2015 Jazz-Club Hannover Besetzung: Ed Motta voc, keys Matti Klein, keys Laurent Salzard, b Arto Mäkelä, git Yoràn Vroom, dr |
Trotzdem: Die stimmliche Ähnlichkeit mit Al Jarreau ist heute geradezu beänstigend. Der einzige Unterschied mag manchmal sein, dass Motta in den hohen Lagen noch sicherer ist als Jarreau. Und trotz der Enge im Club wird getanzt. Viele Gäste, männlich, weiblich, nutzen ihren halben Quadratmeter Platz, um sich zu bewegen, versunken, hingebungsvoll, entrückt. Vom Kopfnicken bis zum kompletten Salsatänzchen mit Drehung ist alles dabei.
Die beiden Fender Rhodes-Pianos sind anfällig, was Störgeräusche angeht, Motta bittet um den Handy-Flugmodus und gerät ins Erzählen, ins, Verzeihung, Schwadronieren. Er spricht mit seinem Publikum, bezieht es ein, redet über einen Song namens "Still loving you", zitiert die Scorpions, hat eine dezidierte Meinung zu den Schenker-Brüdern, von denen laut Motta nur der eine "a real musician" ist. Lange, lange unterhält er sich mit den aufmerksamen Zuhörern - von denen einige auf der kleinen Jazz-Club-Bühne ihren Platz direkt vor ihm haben. Zwei Meter vom Sänger entfernt, einen von seinem Bauch, so genießen sie ihre Lektion in Sachen Smooth-Jazz. Nachdem sich der Mann mit der kehligen Stimme eine weitere Legende vornimmt - er improvisiert auf Michael McDonalds "I Keep Forgetting" - verlassen seine Mitmusiker die Bühne und eine beatboxende Soloeinlage wird zu einer, nun ja, bass-boxenden. Gut gelaunt demonstriert Motta die Bandbreite seiner stimmlichen Möglichkeiten. Bass, Didgeridoo, Falsett - er feiert sich ein bisschen selbst. Und jeder von ihm erzeugte Ton wird bejubelt. Die brasilianischen Gäste im Publikum werden auf portugiesisch angesprochen und dann singt er auch in seiner Muttersprache. "Columbine" war einst ein Riesenhit in seiner Heimat, und auch hier, auf der anderen Seite der Erde, kennen viele die Melodie. "Wieso eigentlich andere Seite", philosophiert Motta, "ich komme nicht from Down Under", oder, fragt er, sei irgendwo festgelegt, wo auf der Erde oben ist?
Wo es gesanglich lang geht, zeigt er heute Abend. Er zitiert die großen Sänger des Easy-Listening-Jazz und lässt sie oft weit hinter sich. Wenn Motta singt, ist nicht sehr viel Luft nach oben. Oder nach unten, je, nachdem.
Die beiden Fender Rhodes-Pianos sind anfällig, was Störgeräusche angeht, Motta bittet um den Handy-Flugmodus und gerät ins Erzählen, ins, Verzeihung, Schwadronieren. Er spricht mit seinem Publikum, bezieht es ein, redet über einen Song namens "Still loving you", zitiert die Scorpions, hat eine dezidierte Meinung zu den Schenker-Brüdern, von denen laut Motta nur der eine "a real musician" ist. Lange, lange unterhält er sich mit den aufmerksamen Zuhörern - von denen einige auf der kleinen Jazz-Club-Bühne ihren Platz direkt vor ihm haben. Zwei Meter vom Sänger entfernt, einen von seinem Bauch, so genießen sie ihre Lektion in Sachen Smooth-Jazz. Nachdem sich der Mann mit der kehligen Stimme eine weitere Legende vornimmt - er improvisiert auf Michael McDonalds "I Keep Forgetting" - verlassen seine Mitmusiker die Bühne und eine beatboxende Soloeinlage wird zu einer, nun ja, bass-boxenden. Gut gelaunt demonstriert Motta die Bandbreite seiner stimmlichen Möglichkeiten. Bass, Didgeridoo, Falsett - er feiert sich ein bisschen selbst. Und jeder von ihm erzeugte Ton wird bejubelt. Die brasilianischen Gäste im Publikum werden auf portugiesisch angesprochen und dann singt er auch in seiner Muttersprache. "Columbine" war einst ein Riesenhit in seiner Heimat, und auch hier, auf der anderen Seite der Erde, kennen viele die Melodie. "Wieso eigentlich andere Seite", philosophiert Motta, "ich komme nicht from Down Under", oder, fragt er, sei irgendwo festgelegt, wo auf der Erde oben ist?
Wo es gesanglich lang geht, zeigt er heute Abend. Er zitiert die großen Sänger des Easy-Listening-Jazz und lässt sie oft weit hinter sich. Wenn Motta singt, ist nicht sehr viel Luft nach oben. Oder nach unten, je, nachdem.
Das war übrigens das zweite Konzert innerhalb kurzer Zeit, das ich mit ihm gesehen habe. (Was es naturgemäß zu einer echten Herausforderung macht, unterschiedliche Sachen zu schreiben. Ich habe mich, denke ich, nur einmal wiederholt. Mit Absicht). Das erste war bei den Moviementos in Wolfsburg. Völlig andere Location, ebenso irre Atmosphäre, andere Musiker bis auf Matti Klein. Wenn ihr das auch lesen mögt, ist hier der Link.