Günter von Lonskis neues Kalenberger-Abenteuer
Man sagt über die Bücher von Johannes Mario Simmel und Heinz G. Konsalik, dass man sie als Stadtplan hätte benutzen können - wobei es fraglich ist, ob das als Kompliment gemeint ist. Simmel und Konsalik sind nach wie vor zwei der erfolgreichsten deutschen Autoren. Etwas niedriger angesiedelt - was den kommerziellen Erfolg angeht - sind die Krimis von Günter von Lonski. Jedoch gehören sie zweifellos auch in die Stadtplan-Kategorie. Vielschreiber von Lonski hat sogar zwei Gegenden, in denen er sich bestens auskennt: Da sind einerseits seine Weserbergland-Geschichten um den Journalisten Hubert Wesemann, auf der anderen Seite ermittelt seine Kommissarin Marike Kalenberger in und um die niedersächsische Landeshauptstadt. Das tut sie jetzt zum bereits sechsten Mal: "Hass verjährt nicht" (CW Niemeyer, ISBN 9783827194435, 9 Euro) hat neben den akribischen Beschreibungen von Hannover allerdings einige Überraschungen zu bieten.
Natürlich geht es los mit einer Leiche. Harald Perkuhn ist nicht einfach nur gestorben, er fand einen bizarren Tod auf einem Hochsitz. Dass es kein natürliches Dahinscheiden war, weiß der Leser schon, bevor er das Buch aufgeschlagen hat - Lonski ist eben Krimi. Die Polizistin Marike Kalenberger nimmt die Ermittlungen auf; ihre unspektakuläre, angenehm flapsige Art ist den Stammlesern ihrer Fälle gut bekannt. Nach rund 230 Seiten klärt sich der Fall nahezu von alleine auf, und der geneigte Krimifreund ist um einen Fachbegriff aus der Tierwelt reicher.
Schön ist, wie von Lonski die Fäden um seine Figuren spinnt, wie er Spuren legt und sie wieder verwischt, wie er seine Ermittler Kalenberger und Obanczek Indizien finden lässt, ganz nach dem klassischen "Whodunit"-Schema. Von Lonski ist mehr Chandler als Larsson, manchmal wird die Geschichte rasant, manchmal wirkt sie geradezu betulich. Die Personen sind stimmig, nicht nur Marike Kalenberger hat ihre Eigenarten, auch ihr Kollege Urs Obanczek bekommt mehr Kontur als bisher - ja, auch Polizisten fahren Motorrad und ja, auch sie geraten bisweilen ein Stückchen vom rechten Weg ab.
Inmitten der Handlungsstränge rund um den Kriminalfall entwickelt sich in Rückblicken ein Bild von Deutschland kurz nach Kriegsende. Familien, die vertrieben wurden, sind 1945 auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die geschilderten Irrungen und Wirrungen sind oft beklemmend. Der Autor lässt eine Sicht auf die Geschehnisse von damals zu, die Parallelen zur heutigen Flüchtlingssituation zeigt und zeigen soll.
Die Gegend um Hannover in den 1940er-Jahren, die Zerrissenheit der verschiedensten Menschen, die kollektiv gezwungen sind, ihre Lebensumstände zu verändern, all das nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit - und macht das Buch zum bisher besten der Serie. Wo von Lonskis Beschreibungen hannoverscher Gegebenheiten teilweise ermüdend wirken (das muss wohl sein, denn der Niemeyer-Verlag vertreibt die Bücher leider unter dem blöden Motto "Hannover-Krimi"), sind die genauen Beobachtungen des 73-jährigen Autors umso stärker.
Und wem Ronnenberg, Pattensen und Kirchrode, Stalker, Jäger und Biogasanlagen zuviel werden: Es bleibt ja immer noch Marike Kalenberger - mit der man eigentlich schon ab Seite 16 einen Kaffee trinken möchte. Auch wenn sie von der Waterloostraße aus einen Riesen-Umweg zum Annaturm fährt. Das und manches Andere sei Günter von Lonski, dem gebürtigen Duisburger, wohlwollend verziehen.
Schön ist, wie von Lonski die Fäden um seine Figuren spinnt, wie er Spuren legt und sie wieder verwischt, wie er seine Ermittler Kalenberger und Obanczek Indizien finden lässt, ganz nach dem klassischen "Whodunit"-Schema. Von Lonski ist mehr Chandler als Larsson, manchmal wird die Geschichte rasant, manchmal wirkt sie geradezu betulich. Die Personen sind stimmig, nicht nur Marike Kalenberger hat ihre Eigenarten, auch ihr Kollege Urs Obanczek bekommt mehr Kontur als bisher - ja, auch Polizisten fahren Motorrad und ja, auch sie geraten bisweilen ein Stückchen vom rechten Weg ab.
Inmitten der Handlungsstränge rund um den Kriminalfall entwickelt sich in Rückblicken ein Bild von Deutschland kurz nach Kriegsende. Familien, die vertrieben wurden, sind 1945 auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die geschilderten Irrungen und Wirrungen sind oft beklemmend. Der Autor lässt eine Sicht auf die Geschehnisse von damals zu, die Parallelen zur heutigen Flüchtlingssituation zeigt und zeigen soll.
Die Gegend um Hannover in den 1940er-Jahren, die Zerrissenheit der verschiedensten Menschen, die kollektiv gezwungen sind, ihre Lebensumstände zu verändern, all das nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit - und macht das Buch zum bisher besten der Serie. Wo von Lonskis Beschreibungen hannoverscher Gegebenheiten teilweise ermüdend wirken (das muss wohl sein, denn der Niemeyer-Verlag vertreibt die Bücher leider unter dem blöden Motto "Hannover-Krimi"), sind die genauen Beobachtungen des 73-jährigen Autors umso stärker.
Und wem Ronnenberg, Pattensen und Kirchrode, Stalker, Jäger und Biogasanlagen zuviel werden: Es bleibt ja immer noch Marike Kalenberger - mit der man eigentlich schon ab Seite 16 einen Kaffee trinken möchte. Auch wenn sie von der Waterloostraße aus einen Riesen-Umweg zum Annaturm fährt. Das und manches Andere sei Günter von Lonski, dem gebürtigen Duisburger, wohlwollend verziehen.