Die Toten Hosen sind unlogisch: Vanessa Maurischat erklärt im TAK ihre Welt
Man liebt Ina Müller, man verehrt Barbara Schöneberger. Auch Mirja Boes und Karolin Kebekus sind inzwischen medial allgegenwärtig. Die Namen mancher Künstler sind jederzeit präsent. Vanessa Maurischat ist Kabarettistin, Sängerin, Songschreiberin und Pianistin und kann es locker mit all diesen Kolleginnen aufnehmen. Und ihr Name ist nicht präsent. Noch nicht.
Die 43-Jährige kommt im Mickymaus-Shirt auf die Bühne und fängt an zu erzählen. Sie ist mit einigen verschiedenen Bühnenprogrammen unterwegs in Deutschland; ihr heutiges heißt "Amor und Psycho". Sie mache im ersten Teil Amor, der zweite Teil sei mehr Psycho, sagt sie. Diese Reihenfolge deswegen, weil sie Angst habe, die Leute könnten in der Pause gehen. Weil sie zu früh in die Psychoabgründe eingetaucht sei, setzt sie augenzwinkernd hinzu. Und legt los.
Es gebe ja "nur drei verschiedene Arten von Liebesliedern", meint Maurischat, und erzählt von simplen Liedern, Konfliktliedern und psychopathischen Liedern. Sie zappelt sich von der Bühnenmitte zum Flügel, setzt sich, steht wieder auf, gestikuliert, setzt sich. Und singt, zur Veranschaulichung, "Hello Again" von Howie, ihr Beispiel von Simpel. "Hello again, du ich möchte dich heut noch sehn, ich will dir gegenüber stehn, viel zu lang war die Zeit, uhuhuh uhuh, ich sag nur hello again"
Skurriler geht's nicht? Bei Maurischat schon, es folgt eine rezitierte Version von "Verdammt, ich lieb dich". "Verdammt, ich lieb' Dich, ich lieb' Dich nicht, verdammt, ich brauch' Dich, ich brauch' Dich nicht" - "ja, was denn nun", fragt sie. Schlagertexte werden heute Abend nicht zum letzten Mal ad absurdum geführt. Als Beispiel für psychopathische Songs dient ihr ein Text von den Toten Hosen, auch den singt sie an, auch den entlarvt sie wie nebenbei als unlogisch. "Und alles nur, weil ich dich liebe, und ich nicht weiß, wie ich's beweisen soll. Komm, ich zeig dir, wie groß meine Liebe ist, und bringe mich für dich um." "Der ist dann doch tot", sagt sie, "was soll der Mist?"
Maurischat erzählt weiter, breitet ihre Vita vor den Besuchern im TAK aus. Sie habe viele Jahre als Barpianistin gearbeitet. Und singt, wie zum Beweis, ein kleines Stück "Killing Me Softly" - leise, schräg, unenglisch. So macht man es wohl eher nicht, ist der vorherrschende Gedanke in den Köpfen der TAK-Besucher. Die erste Reaktion auf diesen Teil ihres Lebenslaufes sei aber immer "Toll, viel Alkohol, immer in Klasse-Hotels". Das stimme nur bedingt, sagt sie. Sie sei oft viel zu erschöpft gewesen, um etwas zu trinken. Und überhaupt seien Hotels am schönsten, wenn man nicht in ihnen übernachten müsse. Sie sei jetzt so viel unterwegs, dass sie die Bahnhöfe der einzelnen Städte an der Maserung auf dem Bahnsteig erkenne. Nickerchen im Zug, aufwachen, Bahnsteig ansehen, "oh, erst Fulda, na, dann kann ich noch ein bisschen." Sie habe vor einiger Zeit auch auf der AIDA konzertiert, sagt sie. Und prompt tun einige Gäste an den vorderen Tischen begeistert kund, dass sie die Künstlerin von diesem Schiff kennen. Man schwelgt in gemeinsamen Erinnerungen - wobei die der Künstlerin eher zwiespältig sind.
Es gebe ja "nur drei verschiedene Arten von Liebesliedern", meint Maurischat, und erzählt von simplen Liedern, Konfliktliedern und psychopathischen Liedern. Sie zappelt sich von der Bühnenmitte zum Flügel, setzt sich, steht wieder auf, gestikuliert, setzt sich. Und singt, zur Veranschaulichung, "Hello Again" von Howie, ihr Beispiel von Simpel. "Hello again, du ich möchte dich heut noch sehn, ich will dir gegenüber stehn, viel zu lang war die Zeit, uhuhuh uhuh, ich sag nur hello again"
Skurriler geht's nicht? Bei Maurischat schon, es folgt eine rezitierte Version von "Verdammt, ich lieb dich". "Verdammt, ich lieb' Dich, ich lieb' Dich nicht, verdammt, ich brauch' Dich, ich brauch' Dich nicht" - "ja, was denn nun", fragt sie. Schlagertexte werden heute Abend nicht zum letzten Mal ad absurdum geführt. Als Beispiel für psychopathische Songs dient ihr ein Text von den Toten Hosen, auch den singt sie an, auch den entlarvt sie wie nebenbei als unlogisch. "Und alles nur, weil ich dich liebe, und ich nicht weiß, wie ich's beweisen soll. Komm, ich zeig dir, wie groß meine Liebe ist, und bringe mich für dich um." "Der ist dann doch tot", sagt sie, "was soll der Mist?"
Maurischat erzählt weiter, breitet ihre Vita vor den Besuchern im TAK aus. Sie habe viele Jahre als Barpianistin gearbeitet. Und singt, wie zum Beweis, ein kleines Stück "Killing Me Softly" - leise, schräg, unenglisch. So macht man es wohl eher nicht, ist der vorherrschende Gedanke in den Köpfen der TAK-Besucher. Die erste Reaktion auf diesen Teil ihres Lebenslaufes sei aber immer "Toll, viel Alkohol, immer in Klasse-Hotels". Das stimme nur bedingt, sagt sie. Sie sei oft viel zu erschöpft gewesen, um etwas zu trinken. Und überhaupt seien Hotels am schönsten, wenn man nicht in ihnen übernachten müsse. Sie sei jetzt so viel unterwegs, dass sie die Bahnhöfe der einzelnen Städte an der Maserung auf dem Bahnsteig erkenne. Nickerchen im Zug, aufwachen, Bahnsteig ansehen, "oh, erst Fulda, na, dann kann ich noch ein bisschen." Sie habe vor einiger Zeit auch auf der AIDA konzertiert, sagt sie. Und prompt tun einige Gäste an den vorderen Tischen begeistert kund, dass sie die Künstlerin von diesem Schiff kennen. Man schwelgt in gemeinsamen Erinnerungen - wobei die der Künstlerin eher zwiespältig sind.
Sie singt "Dieses Kribbeln Im Bauch" von Pe Werner. "Das sind die Frauengefühle", erklärt sie. Dann knödelt sie "Flugzeuge im Bauch" von Herbie und macht damit klar, dass Männer und Frauen identische Emotionen ganz unterschiedlich kundtun.
Maurischat quasselstrippt sich fröhlich durch den ersten Teil ihres Programms, sie interagiert mit den Zuhörern, sie schwadroniert über Liebe auf den ersten Blick und darüber, wie verschieden diese Blicke sich gestalten können. "Morgens, in Berlin, beim Bäcker, drei Schrippen und 'ne Butterstrietzel - da passiert nicht viel", sagt sie. Jetzt hat sie ihr Publikum im Griff, die Braunschweigerin, die lange Zwischenstation in Hannover gemacht hat, bevor sie in eben diesem Berlin ihre Wahlheimat fand. Man lässt sich ein auf ihre Geschichten, auf ihre netten Kalauerchen, auf ihre quirlige Art.
Und während sie noch sagt, sie sei "zu 14 Prozent eine Psychopathin", sie habe im Internet einen Test gemacht, setzt sie sich hinter den Flügel, um dort ausnahmsweise mal ein Lied lang zu bleiben. "Halt mich" heißt ihr Stück, und so etwas wie atemlose Stille macht sich im TAK breit. Mit warmem, kehligem Alt zeigt sie ihre andere Seite. Plötzlich ist sie die Chansonette, nicht weit entfernt von Patricia Kaas, verletzlich, lyrisch, leise. Eine wunderbare Melodie umrahmt einen sehr persönlichen Text.
Maurischat quasselstrippt sich fröhlich durch den ersten Teil ihres Programms, sie interagiert mit den Zuhörern, sie schwadroniert über Liebe auf den ersten Blick und darüber, wie verschieden diese Blicke sich gestalten können. "Morgens, in Berlin, beim Bäcker, drei Schrippen und 'ne Butterstrietzel - da passiert nicht viel", sagt sie. Jetzt hat sie ihr Publikum im Griff, die Braunschweigerin, die lange Zwischenstation in Hannover gemacht hat, bevor sie in eben diesem Berlin ihre Wahlheimat fand. Man lässt sich ein auf ihre Geschichten, auf ihre netten Kalauerchen, auf ihre quirlige Art.
Und während sie noch sagt, sie sei "zu 14 Prozent eine Psychopathin", sie habe im Internet einen Test gemacht, setzt sie sich hinter den Flügel, um dort ausnahmsweise mal ein Lied lang zu bleiben. "Halt mich" heißt ihr Stück, und so etwas wie atemlose Stille macht sich im TAK breit. Mit warmem, kehligem Alt zeigt sie ihre andere Seite. Plötzlich ist sie die Chansonette, nicht weit entfernt von Patricia Kaas, verletzlich, lyrisch, leise. Eine wunderbare Melodie umrahmt einen sehr persönlichen Text.
Der Abend birgt viele Überraschungen. Sie redet, während sie eine Phrase auf der Tastatur spielt, kommt vom hundertsten ins tausendste, holt sich Lacher und Applaus ab. Und zwischendurch immer wieder die wortgewaltigen Lieder, Kleinodien der Lyrik. Manchmal albern, wie bei "Wenn ich Ina Müller wär", einem bitterbösen, sehr lustigen - und sehr inamüllerigen - Stück über die Kollegin, manchmal hinreißend privat, intim geradezu.
Sie kann viel, die Entertainerin, und sie präsentiert ihr Programm, ohne sich all zu viel zu verzetteln. Am Ende, nach "Atemnot in der Nacht/ich bin röchelnd aufgewacht" klingt ihr Flügel ebenso erschöpft wie sie, als sie in bester Elton-John-Manier "Manche Menschen" singt:
Sie kann viel, die Entertainerin, und sie präsentiert ihr Programm, ohne sich all zu viel zu verzetteln. Am Ende, nach "Atemnot in der Nacht/ich bin röchelnd aufgewacht" klingt ihr Flügel ebenso erschöpft wie sie, als sie in bester Elton-John-Manier "Manche Menschen" singt:
Manche Menschen werden wütend, wenn sie mal verlieren
Manche Menschen haben immer Glück
manchen Menschen fehlt der Mut, mal etwas zu riskieren
manche Menschen schauen nicht zurück
Manche Menschen haben immer Glück
manchen Menschen fehlt der Mut, mal etwas zu riskieren
manche Menschen schauen nicht zurück
Sie hat etwas riskiert, hier im TAK. Nach einem eher verhaltenen Anfang hat das Publikum im ausverkauften TAK die Künstlerin ins Herz geschlossen, ganz tief ins Herz. Erst nach tonnenweisen Zugaben durfte sie gehen. Sie war sanft, zynisch, traurig, witzig, messerscharf, brillant und vor allem: Sie war die Maurischat. Die, deren Namen man nicht kennt. Noch nicht.