Viel Rauch um nichts: Coldplay dreht ein Video und Hannover dreht durch.
Es sickerte so nach und nach durch: Die Band Coldplay macht ein Video in Hannover. Coldplay? Chris Martin und die Anderen? In der "Unesco City Of Music"? Hat die Ernennung tatsächlich diese Mega-Super-Hyper-Band in die Stadt gebracht? Nein, hat sie nicht. Eine Agentur aus Manchester war für die berühmten Britpopper sowieso auf der Suche nach einem Eisstadion. Schön glitzern sollte es überall, und ein Paar sollte entrückt seine Runden drehen, während Chris schmachtend am Klavier die Kälte auf der Welt und in der Seele beweint.
"Everglow", eine Nummer vom Album "A Head Full Of Dreams", ist eine typische Coldplay-Ballade. Viel Drama, viel Herzklopfen, viel Alles. Und mit Hannovers Hilfe sollte sie im Stadion am Pferdeturm optisch schön in Szene gesetzt werden. Dafür brauchte man rund tausend Statisten, die Wunderkerzen schwenken. Gerhard Griebler, der Stadionchef, und Hannover-Indians-Obmann David Sulkovsky hatten die Aufgabe, diese Kohorte zu finden. Schnell gab es ein Vielfaches an Anmeldungen; die Aussicht, mit Chris Martin ein Bier am Tresen im Stadion zu nehmen, ihn ganz privat zum Brexit zu befragen oder sich einfach nur ein Kind machen zu lassen, lockte Tausende auf die Homepage der Indians, Griebler und Sulkovsky suchten die Fans nach nur ihnen selbst bekannten Kriterien aus. Eine Verschwiegenheitserklärung mussten sie unterschreiben, Handys und Kameras durften sie nicht mitbringen, sonst.
Gestern ab sieben Uhr sollte gedreht werden, und ab kurz nach sechs stehen sie an am Pferdeturm. Kinder, Frauen, Männer, Hunde, alle sind gekommen, um ihre Sekunde des Ruhms zu genießen, um im Coldplay-Clip mit zu spielen. Es dauert lange, sehr lange, bis auch der Letzte Einlass findet. Quadratschädelige Security-Kräfte durchsuchen mit stoischen Mienen stundenlang die Jacken und Taschen der Besucher - Anweisung ist Anweisung. Jeder bekommt ein Shirt und einen Sticker, den sie hier gefällig "Love-Button" nennen. Viele haben ihre Indianer-Fankleidung angezogen. "Bitte höchstens um die Hüfte binden", fordern die betriebsamen Mitarbeiter der Produktion. Schade, heute wird der Pferdeturm demnach nicht zum blau-weißen Indianerland.
Drinnen, im Stadion, hat die Produktionsfirma bereits ganze Arbeit geleistet. Kahle, bizarre Bäume stehen vereinzelt auf der Eisfläche, zwei riesige zeppelinartige Ballons sorgen für das von der Band geforderte diffuse Licht, Spots tupfen Farbkleckse auf das Eis, wo eine konzentrierte kurzberockte Eisprinzessin ihre Übungsrunden zieht. Wind- und Nebelmaschinen en masse, Ein Kamerakran steht am Rand, da, wo vermutlich irgendwann im Laufe des Tages ein 39-jähriger Engländer singen wird. Im Moment kommen die Töne vom Band, Martin singt schnipselweise von Windrichtungen und von sich erstaunlicherweise ändernden Strömungen in Flüssen, die namenlose Eisprinzessin dreht dazu ungerührt ihre Pirouetten. Dann gibt es Anweisungen vom Aufnahmeleiter über die Stadionanlage: "Beim nächsten Take keine Wunderkerzen anmachen", raunzt er seine Statistensklaven an. Und die machen brav alles, was der Onkel sagt. Einige Wenige zücken ihr Geheimhandy; zu groß ist die Versuchung, ein Erinnerungsfoto zu machen. Ordner stürzen sich auf die Ertappten, geleiten - nun ja - sie hinaus, fordern die Löschung sämtlicher Bilder und Videos, danke, tschüss, ab nach Alcatraz, Hausverbot auf Lebenszeit - dagegen war Obamas Staatsbesuch ein Klassentreffen.
Bestimmt kommt er gleich, der Sänger, der Chris, der Martin, und macht Shake-Hands mit jedem, fragt nach Tante Gertrud und schlägt ein Selfie vor. Nee. Macht er nicht. Kein Bild, kein Ton, kein Martin, als gegen zehn die Ersten entnervt abwandern. Sie müssen sich durch eine Armada an Fernsehteams, Radioschwaflern und Zeitungsfritzen kämpfen, die sich alle die hübschen Blonden rauspicken, um sie zu fragen, wie sie es denn fanden beim Coldplay-Dreh. Alexa und Diane sind hübsch und blond und Tochter und Mutter. Sie gehen gerade an den Ordnern vorbei in Richtung Ausgang. Die gebürtigen Amerikanerinnen wirken stinkig. Sie winken ab: "Wir sind schon vier mal interviewt worden", meint Mama Diane. "Und wegen so einem Mist bin ich um fünf aufgestanden." Das T-Shirt durften sie behalten. Den Love-Button auch.
Der "Mist" ist demnächst auf allen Musiksendern der Welt - also auf allen beiden - zu sehen. Und Mister Martin und seine Kapelle spielen heute Abend im Hamburger Volksparkstadion. Vielleicht.
"Everglow", eine Nummer vom Album "A Head Full Of Dreams", ist eine typische Coldplay-Ballade. Viel Drama, viel Herzklopfen, viel Alles. Und mit Hannovers Hilfe sollte sie im Stadion am Pferdeturm optisch schön in Szene gesetzt werden. Dafür brauchte man rund tausend Statisten, die Wunderkerzen schwenken. Gerhard Griebler, der Stadionchef, und Hannover-Indians-Obmann David Sulkovsky hatten die Aufgabe, diese Kohorte zu finden. Schnell gab es ein Vielfaches an Anmeldungen; die Aussicht, mit Chris Martin ein Bier am Tresen im Stadion zu nehmen, ihn ganz privat zum Brexit zu befragen oder sich einfach nur ein Kind machen zu lassen, lockte Tausende auf die Homepage der Indians, Griebler und Sulkovsky suchten die Fans nach nur ihnen selbst bekannten Kriterien aus. Eine Verschwiegenheitserklärung mussten sie unterschreiben, Handys und Kameras durften sie nicht mitbringen, sonst.
Gestern ab sieben Uhr sollte gedreht werden, und ab kurz nach sechs stehen sie an am Pferdeturm. Kinder, Frauen, Männer, Hunde, alle sind gekommen, um ihre Sekunde des Ruhms zu genießen, um im Coldplay-Clip mit zu spielen. Es dauert lange, sehr lange, bis auch der Letzte Einlass findet. Quadratschädelige Security-Kräfte durchsuchen mit stoischen Mienen stundenlang die Jacken und Taschen der Besucher - Anweisung ist Anweisung. Jeder bekommt ein Shirt und einen Sticker, den sie hier gefällig "Love-Button" nennen. Viele haben ihre Indianer-Fankleidung angezogen. "Bitte höchstens um die Hüfte binden", fordern die betriebsamen Mitarbeiter der Produktion. Schade, heute wird der Pferdeturm demnach nicht zum blau-weißen Indianerland.
Drinnen, im Stadion, hat die Produktionsfirma bereits ganze Arbeit geleistet. Kahle, bizarre Bäume stehen vereinzelt auf der Eisfläche, zwei riesige zeppelinartige Ballons sorgen für das von der Band geforderte diffuse Licht, Spots tupfen Farbkleckse auf das Eis, wo eine konzentrierte kurzberockte Eisprinzessin ihre Übungsrunden zieht. Wind- und Nebelmaschinen en masse, Ein Kamerakran steht am Rand, da, wo vermutlich irgendwann im Laufe des Tages ein 39-jähriger Engländer singen wird. Im Moment kommen die Töne vom Band, Martin singt schnipselweise von Windrichtungen und von sich erstaunlicherweise ändernden Strömungen in Flüssen, die namenlose Eisprinzessin dreht dazu ungerührt ihre Pirouetten. Dann gibt es Anweisungen vom Aufnahmeleiter über die Stadionanlage: "Beim nächsten Take keine Wunderkerzen anmachen", raunzt er seine Statistensklaven an. Und die machen brav alles, was der Onkel sagt. Einige Wenige zücken ihr Geheimhandy; zu groß ist die Versuchung, ein Erinnerungsfoto zu machen. Ordner stürzen sich auf die Ertappten, geleiten - nun ja - sie hinaus, fordern die Löschung sämtlicher Bilder und Videos, danke, tschüss, ab nach Alcatraz, Hausverbot auf Lebenszeit - dagegen war Obamas Staatsbesuch ein Klassentreffen.
Bestimmt kommt er gleich, der Sänger, der Chris, der Martin, und macht Shake-Hands mit jedem, fragt nach Tante Gertrud und schlägt ein Selfie vor. Nee. Macht er nicht. Kein Bild, kein Ton, kein Martin, als gegen zehn die Ersten entnervt abwandern. Sie müssen sich durch eine Armada an Fernsehteams, Radioschwaflern und Zeitungsfritzen kämpfen, die sich alle die hübschen Blonden rauspicken, um sie zu fragen, wie sie es denn fanden beim Coldplay-Dreh. Alexa und Diane sind hübsch und blond und Tochter und Mutter. Sie gehen gerade an den Ordnern vorbei in Richtung Ausgang. Die gebürtigen Amerikanerinnen wirken stinkig. Sie winken ab: "Wir sind schon vier mal interviewt worden", meint Mama Diane. "Und wegen so einem Mist bin ich um fünf aufgestanden." Das T-Shirt durften sie behalten. Den Love-Button auch.
Der "Mist" ist demnächst auf allen Musiksendern der Welt - also auf allen beiden - zu sehen. Und Mister Martin und seine Kapelle spielen heute Abend im Hamburger Volksparkstadion. Vielleicht.