Best of Hip-Hop: Zwei unterhaltsame Stunden in der TUI-Arena
Michael Bernd Schmidt, Thomas Dürr, Michael Beck und Andreas Rieke haben es geschafft: Die zehntausend Besucher in der TUI-Arena fressen ihnen aus der Hand. Egal, ob sie derselben Generation angehören wie die Musiker auf der Bühne, oder ob sie die Kinder dieser in den Sechziger Jahren Geborenen sind: Die grandiose Show da oben auf der in gleißendes Licht getauchten Hip-Hop-Spielwiese lässt niemanden kalt.
Die oben genannten Herren sind besser bekannt unter ihren Künstlernamen: Smudo, Thomas D., Michi Beck und And.Ypsilon. Die Fantastischen Vier. Für ihre Fans einfach Fanta oder Die Fantas. Gemeint ist jeweils dieselbe Band. Hip-Hop-Legenden seit inzwischen 30 Jahren. Niemand versteht es hier zu Lande besser, mit Texten und Musik den Nerv einer Generation so genau zu treffen. Sie waren nicht die Vorreiter des deutschsprachigen Hip-Hop, was ihnen häufig zugesprochen wird, nein, denn das waren Advanced Chemistry Anfang der Neunziger, aber sie haben dieses ganze amerikanische Zeug salonfähig gemacht: Ihr "Die Da" ging 1992 direkt durch das Papier, auf dem die Media Control Charts gedruckt waren, bis an die Decke. Daran erinnern sich heute Abend, am Dienstag, in Hannover nicht nur die Älteren; auch diejenigen, die zum Zeitpunkt des riesigen Hitparadenerfolgs des Albums "Vier gewinnt" noch gar nicht auf der Welt waren, recken begeistert die Arme in die Luft, wenn Smudo und Thomas D. über eine gemeinsame Discobekanntschaft singen, die Freitags regelmäßig keine Zeit hat, weil, wie sich herausstellt, Michi Beck der glückliche dritte Mann ist. Ja nee, is klar. Soviel zum Zerreden eines Textes, der womöglich das Genaueste war, das jemals das Lebensgefühl einer Dekade beschrieb.
Die Bühne ist intelligent beleuchtet, es gibt Projektionen auf filigrane Leinwände, und die Fantasten singen im Du- oder Terzett mit (den projizierten) Flo Mega und Clueso. Klar soweit? Die (sehr gute) unauffällige Band im Hintergrund sorgt für fetten Sound; Markus Kössler am Bass, Drummer Florian Dauner, Lillo Scrimali, der das zweite Keyboard bedient, Roland Peil am Schlagwerk und Gitarrist Markus Birkle legen ein solides Fundament aus Funk, Drum 'n Bass und Rock, auf dem die Fanten ihre Wortspielereien ausbreiten. Sie sind inzwischen alle über 50, die Hiphopper, aber sie stehen das schweißtreibende Bühnenprogramm mit Bravour durch. Michi Beck sieht immer noch aus wie ein kleiner Junge, höchstens wie 35, und man verzeiht ihm und Smudo gerne ihre Medienomnipräsenz bei "The Voice" oder diversen Oberschüler-Ratespielchen bei diversen öffentlich-rechtlichen Sendern, solange sie so abliefern wie heute Abend.
Und das tun sie, und wie sie das tun. 36 Lieder lang verrühren die vier Fantomasse ihre teils harm- und belanglosen, teils äußerst gesellschaftskritischen Texte zu einem Süppchen, das jedem schmeckt. "Captain Fantastic", so heißt auch das aktuelle Album, ist der Opener, "Sie ist weg" wird ebenso frenetisch bejubelt wie "Tag am Meer", "MfG" oder, als Zugabe, "Troy". "25 Years", im Original ein Lied einer längst vergessenen Band namens "The Catch", ist durch den Sample, die die Fantoletten benutzen, geradezu unsterblich geworden.
Und das tun sie, und wie sie das tun. 36 Lieder lang verrühren die vier Fantomasse ihre teils harm- und belanglosen, teils äußerst gesellschaftskritischen Texte zu einem Süppchen, das jedem schmeckt. "Captain Fantastic", so heißt auch das aktuelle Album, ist der Opener, "Sie ist weg" wird ebenso frenetisch bejubelt wie "Tag am Meer", "MfG" oder, als Zugabe, "Troy". "25 Years", im Original ein Lied einer längst vergessenen Band namens "The Catch", ist durch den Sample, die die Fantoletten benutzen, geradezu unsterblich geworden.
Smudos politische Botschaft trifft hier im Publikum womöglich auf mehr Nachhall als alle Integrationsstrategien sämtlicher Politiker der Republik. "Wir sind hier, um zu vereinen, nicht, um zu spalten", ruft er in die begeisterte Menge. Jawoll.
Weit voneinander entfernt stehen sie manchmal auf der, zugegeben, riesigen Bühne. Aber sie sind zu jedem Zeitpunkt eine homogene Band. Sie schaffen es, dass ihre Zuhörer im Kollektiv die Arme hochschleudern, im Kollektiv "Weg" brüllen und auf den Rängen im Kollektiv aufstehen, um zu tanzen. Die Welt wirkt an diesem Abend - komprimiert auf die Texte und die Rhythmen in der TUI-Arena - irgendwie gar nicht mehr bedrohlich. Für Trumps, Söders, Höckes oder Erdogans ist im Fanta-Universum kein Platz. Der geballten Kraft dieser drei Hiphopper vorne und ihres vierten Mannes, And.Ypsilon oben in der Mitte an diversen Keyboards, kann man sich nur schwer entziehen. Pünktlich um zehn ist Schluss, und Michi Beck, der genau wie seine Mitstreiter ein echtes Marathonprogramm absolviert hat, wirkt frisch wie der junge Morgen. Jetzt sieht er aus wie 25 - nicht nur, aber auch dafür, Respekt, meine Herren.
Weit voneinander entfernt stehen sie manchmal auf der, zugegeben, riesigen Bühne. Aber sie sind zu jedem Zeitpunkt eine homogene Band. Sie schaffen es, dass ihre Zuhörer im Kollektiv die Arme hochschleudern, im Kollektiv "Weg" brüllen und auf den Rängen im Kollektiv aufstehen, um zu tanzen. Die Welt wirkt an diesem Abend - komprimiert auf die Texte und die Rhythmen in der TUI-Arena - irgendwie gar nicht mehr bedrohlich. Für Trumps, Söders, Höckes oder Erdogans ist im Fanta-Universum kein Platz. Der geballten Kraft dieser drei Hiphopper vorne und ihres vierten Mannes, And.Ypsilon oben in der Mitte an diversen Keyboards, kann man sich nur schwer entziehen. Pünktlich um zehn ist Schluss, und Michi Beck, der genau wie seine Mitstreiter ein echtes Marathonprogramm absolviert hat, wirkt frisch wie der junge Morgen. Jetzt sieht er aus wie 25 - nicht nur, aber auch dafür, Respekt, meine Herren.