Anthony Strongs drittes Album: "Me and my radio" ist retro, futuristisch und eine musikalische Offenbarung
Es ist immer blöd, wenn man etwas gut kann und sich an Leuten messen lassen muss, die dasselbe auch irgendwie toll machen: "Der spielt ja wie Franz Beckenbauer" oder "die sieht aus wie die junge Audrey Hepburn" - immer nur mit irgend jemandem verglichen zu werden, nervt gewaltig. Deswegen bitte ich jetzt schon mal um Verzeihung, Mr. Strong.
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Er war Jerry Lee Lewis in dem Musical "Million Dollar Quartet", er ist mit Chris Botti und B.B. King aufgetreten, er hat drei Tonträger veröffentlicht und keine Sau kennt ihn. Tja. So geht das heutzutage in der Musikbranche. Der 35-jährige Brite Anthony Strong hat den Weg eingeschlagen, den ihm die Fußstapfen der großen drei Ratten vorgegeben haben: Frank Sinatra, Sammy Davis jr. und Dean Martin. Und stampft dabei mit der Größe seiner Schuhe deren Abdrücke einfach platt.
Strong spielt ein inspiriertes Klavier, die Arrangements der Jazz-Standards, die er interpretiert, sind frisch und voller charmanter Überraschungen, aber die größte Offenbarung ist seine Stimme. Er gehört zu den ganz wenigen Musikern, die in der Lage wären, das Londoner Telefonbuch zu singen und dabei die Herzen der Fans zum Schmelzen zu bringen.
Strong spielt ein inspiriertes Klavier, die Arrangements der Jazz-Standards, die er interpretiert, sind frisch und voller charmanter Überraschungen, aber die größte Offenbarung ist seine Stimme. Er gehört zu den ganz wenigen Musikern, die in der Lage wären, das Londoner Telefonbuch zu singen und dabei die Herzen der Fans zum Schmelzen zu bringen.
Er singt nicht das Londoner Telefonbuch, sondern diesen oder jenen Swing-Klassiker, denen er jeweils einen unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Wahnsinnig schön sind Lieder, von denen man diesen Stempel nicht erwartet. "You To Me Are Everything" von The Real Thing etwa, einer der ewigen Discohits der 80er. Schon nach dem Intro war die Tanzfläche voll von zappelnden Twens. Zu der Version von Strong würden womöglich gesetzte Mitt-Sechziger vor dem Kamin schwofen ...
Stevie Wonders "My Cherie Amour" wird in diesem Jahr 50 Jahre alt und klingt taufrisch - große Kunst, den unvergessenen Songs von damals neues Leben einzuatmen. Strong muss sich stimmlich selbst vor Sir Duke nicht verstecken. Und, um die blöden, überflüssigen Vergleiche zu komplettieren: Er hat ganz genau hingehört bei Jamie Cullum und bei Michael Bublé. Er kann sanft schnurren und wild pöbeln, er kann Schleifen singen und damit das Original fast unkenntlich machen und er kann gerade Linien singen, die ebenso eingängig sind wie die ursprünglichen.
Eins ist schrecklich und überwältigend zugleich: Strong klingt wie Roger Cicero, der unvergessene Jazz-Crooner, der leider viel zu früh verstummt ist. Und es ist das erste, das allererste Mal, dass jemand besser ist. Bei "Gambling Man Blues" (wobei Blues nicht unbedingt das Lieblingsgenre des schlaubatzenden Kritikers ist) wird die Ähnlichkeit geradezu grotesk: Vielleicht ist Strong ja ein Avatar mit der DNS von - ach, lassen wir das. Der Typ ist einfach toll.
Stevie Wonders "My Cherie Amour" wird in diesem Jahr 50 Jahre alt und klingt taufrisch - große Kunst, den unvergessenen Songs von damals neues Leben einzuatmen. Strong muss sich stimmlich selbst vor Sir Duke nicht verstecken. Und, um die blöden, überflüssigen Vergleiche zu komplettieren: Er hat ganz genau hingehört bei Jamie Cullum und bei Michael Bublé. Er kann sanft schnurren und wild pöbeln, er kann Schleifen singen und damit das Original fast unkenntlich machen und er kann gerade Linien singen, die ebenso eingängig sind wie die ursprünglichen.
Eins ist schrecklich und überwältigend zugleich: Strong klingt wie Roger Cicero, der unvergessene Jazz-Crooner, der leider viel zu früh verstummt ist. Und es ist das erste, das allererste Mal, dass jemand besser ist. Bei "Gambling Man Blues" (wobei Blues nicht unbedingt das Lieblingsgenre des schlaubatzenden Kritikers ist) wird die Ähnlichkeit geradezu grotesk: Vielleicht ist Strong ja ein Avatar mit der DNS von - ach, lassen wir das. Der Typ ist einfach toll.