(lil) Neulich habe ich mit einer Frage auf Facebook Verwirrung gestiftet. Sie lautete „Was bitte wächst da auf dem Acker?“ Ich postete ein Foto, und meine Community teilte sich in die Fraktionen: „Oh, sie ist doch doofer, als ich dachte“, „Sie ist altersverwirrt“, „Es wird eine Falle sein, ich kommentiere das besser nicht“ und die üblichen „Mir-doch-egal“-Jünger. Und das kam so:
Seit einem geraumen Jahr jogge ich regelmäßig durch nahegelegene Wiesen, Felder und Wälder – mit einer naturbewanderten Freundin und deren Hund. Dessen Lebensinhalt eigentlich Sofa, Schlaf und kalorienhaltige Nahrung sind. Er findet Bewegung sinnfrei. Was sich darin äußert, dass er regelmäßig mit seinem „ich hasse euch“-Gesicht am Lauftreff ankommt.
Als die Freundin jüngst fußbedingt mehrere Wochen ausfiel, habe ich tapfer die Runden allein fortgesetzt und mich umso mehr auf die Natur konzentriert. Ich hatte gerade eine wunderschöne gelbe Blumenwiese hinter mir gelassen und kam ins Grübeln. Ich sagte mir, dass ich auf dem Rückweg nochmal genauer gucken müsse. Ich musste herausfinden, was das für Blumen sind und warum sie dort angebaut waren.
Ich erinnerte mich an ein Tulpenfeld in der Region, auf dem man – gegen einen Beitrag in die aufgestellte Kasse – nach Herzenslust Tulpen schneiden durfte. Beim näheren Betrachten auf dem Rückweg waren die Blumen auf dem Feld aber irgendwie keine richtigen Blumen. Raps? Nein, der – so erinnerte ich mich an irgendwelche spätsommerlichen Überlandtouren – wächst ja in der zweiten Jahreshälfte. Die Stiele und Blätter waren sehr kräftig. Kartoffeln? Pastinaken? Verschämt zog ich heimlich kräftig an einem gelben Strempel – ohne Erfolg. Also entschloss ich mich, das Feld zu fotografieren und – Facebook ist ja so nützlich – diese Frage in den Freundeskreis zu werfen; googeln war mir viel zu anstrengend. Und Raps, davon war ich felsenfest überzeugt, konnte es auf keinen Fall sein. Das wäre ja zu einfach.
An Einfachheit bin ich übrigens früher in Mathe regelmäßig gescheitert. 20+30 = ? Niemals hätte ich 50 als Lösung geschrieben – ich vermutete immer eine Falle hinter solchen Aufgaben. Was mir zumindest einen sehr attraktiven Mathenachhilfelehrer beschert hat. Außerdem habe ich große Freude an dem Gedanken, Geheimnisse aufzudecken. Man würde mich feiern, mich beneiden, dass diese mysteriösen Feldfrüchte ausgerechnet direkt vor meiner Haustür stehen, mitten in der Stadt! Bewundernd würde man in großen Gartenzeitschriften über mich als Entdeckerin der – nun ja – Lillypflanze lobhudeln.
Die fassungslosen Kommentare zu meinem Facebook-Post belehrten mich, Jahrzehnte nach erfolgreichem Abschluss der Schule, eines besseren. Raps, sagten sie einhellig, es ist Raps. Lilly! Rahahaps! Ich bin ein wenig enttäuscht, dass sich meine Profanitätstheorie immer noch nicht durchsetzen will. Aber ich gebe nicht auf.
Meine Laufbegleitung ist inzwischen genesen. Bei unserer letzten Runde hielt sie mir mit strengem Blick einen weißen Puschel vor die Nase. "Was ist das?" fragte sie. „Pusteblume“ rief ich strahlend. „Löwenzahn“ seufzte sie augenrollend. Die Botanikerin in mir lief kleinlaut weiter. Der Hund legte sich grinsend ins Rapsfeld.
Seit einem geraumen Jahr jogge ich regelmäßig durch nahegelegene Wiesen, Felder und Wälder – mit einer naturbewanderten Freundin und deren Hund. Dessen Lebensinhalt eigentlich Sofa, Schlaf und kalorienhaltige Nahrung sind. Er findet Bewegung sinnfrei. Was sich darin äußert, dass er regelmäßig mit seinem „ich hasse euch“-Gesicht am Lauftreff ankommt.
Als die Freundin jüngst fußbedingt mehrere Wochen ausfiel, habe ich tapfer die Runden allein fortgesetzt und mich umso mehr auf die Natur konzentriert. Ich hatte gerade eine wunderschöne gelbe Blumenwiese hinter mir gelassen und kam ins Grübeln. Ich sagte mir, dass ich auf dem Rückweg nochmal genauer gucken müsse. Ich musste herausfinden, was das für Blumen sind und warum sie dort angebaut waren.
Ich erinnerte mich an ein Tulpenfeld in der Region, auf dem man – gegen einen Beitrag in die aufgestellte Kasse – nach Herzenslust Tulpen schneiden durfte. Beim näheren Betrachten auf dem Rückweg waren die Blumen auf dem Feld aber irgendwie keine richtigen Blumen. Raps? Nein, der – so erinnerte ich mich an irgendwelche spätsommerlichen Überlandtouren – wächst ja in der zweiten Jahreshälfte. Die Stiele und Blätter waren sehr kräftig. Kartoffeln? Pastinaken? Verschämt zog ich heimlich kräftig an einem gelben Strempel – ohne Erfolg. Also entschloss ich mich, das Feld zu fotografieren und – Facebook ist ja so nützlich – diese Frage in den Freundeskreis zu werfen; googeln war mir viel zu anstrengend. Und Raps, davon war ich felsenfest überzeugt, konnte es auf keinen Fall sein. Das wäre ja zu einfach.
An Einfachheit bin ich übrigens früher in Mathe regelmäßig gescheitert. 20+30 = ? Niemals hätte ich 50 als Lösung geschrieben – ich vermutete immer eine Falle hinter solchen Aufgaben. Was mir zumindest einen sehr attraktiven Mathenachhilfelehrer beschert hat. Außerdem habe ich große Freude an dem Gedanken, Geheimnisse aufzudecken. Man würde mich feiern, mich beneiden, dass diese mysteriösen Feldfrüchte ausgerechnet direkt vor meiner Haustür stehen, mitten in der Stadt! Bewundernd würde man in großen Gartenzeitschriften über mich als Entdeckerin der – nun ja – Lillypflanze lobhudeln.
Die fassungslosen Kommentare zu meinem Facebook-Post belehrten mich, Jahrzehnte nach erfolgreichem Abschluss der Schule, eines besseren. Raps, sagten sie einhellig, es ist Raps. Lilly! Rahahaps! Ich bin ein wenig enttäuscht, dass sich meine Profanitätstheorie immer noch nicht durchsetzen will. Aber ich gebe nicht auf.
Meine Laufbegleitung ist inzwischen genesen. Bei unserer letzten Runde hielt sie mir mit strengem Blick einen weißen Puschel vor die Nase. "Was ist das?" fragte sie. „Pusteblume“ rief ich strahlend. „Löwenzahn“ seufzte sie augenrollend. Die Botanikerin in mir lief kleinlaut weiter. Der Hund legte sich grinsend ins Rapsfeld.