(mik) Ich war am Sonnabend auf dem Flohmarkt am Hohen Ufer und betrachtete hingerissen ein Paar silberne Kerzenständer. Epoche Jugendstil, oder das, was ich dafür hielt, zwei Köpfe, zwei angedeutete Körper... ich stellte sie mir schon links und rechts neben dem Fernseher vor. Eine Frau blieb mit ihrer Tochter vor dem Stand mit den Silberschönheiten stehen. Sie hatte ein Smartphone in der Hand und blickte geistesabwesend auf die Leine, während sie sich offenbar mit jemand unterhielt.
Das Mädchen mochte fünf, sechs Jahre alt sein und sah verzückt auf ein schreiend orangefarbenes Etwas, an dem eine löchrige Scheibe angebracht war. "Das ist ein Telefon, Schatz", erklärte ihre Mutter. Die Kleine blickte sie zweifelnd an. Wenn das ein Telefon war, wie sollte sie es in ihren Hello-Kitty-Brustbeutel bekommen? Und was war dann das kleine Rechteck in Mamas Hand?
"Man muss den Finger in eins der Löcher stecken und dann bis zum Häkchen drehen"; es lag mir auf der Zunge, aber ich schwieg. Wie soll man jemandem Bonanza schmackhaft machen, der in Django Unchained den Inbegriff eines Western sieht? Wie jemand die Wonneschauer erklären, die einen beim Kauf eines Computers mit einer Festplattenkapazität von geschätzt vier Liedern überlaufen haben? Würde sie mir glauben, wenn ich behauptete, Millionen von Menschen hätten jahrzehntelang gedacht, nachtschwarze, frisbeeähnliche Scheiben seien als Tonträger geeignet? Inzwischen gibt es übrigens verzierte Ledertaschen für E-Book-Reader, die sie aussehen lassen wie eine Gutenberg-Bibel. Wer war nochmal Gutenberg? Hat der nicht vor einiger Zeit seinen Doktortitel verloren?
Mit solch wirren Gedanken im Kopf fragte ich die Verkäuferin der Kerzenhalter nach deren Preis. Sie nannte eine Summe, für die ich drei Handys bekommen hätte. Oder einen E-Book-Reader. Oder einen Doktortitel. Ich habe dann am Nachbarstand eine Bob-Dylan-CD gekauft.
Das Mädchen mochte fünf, sechs Jahre alt sein und sah verzückt auf ein schreiend orangefarbenes Etwas, an dem eine löchrige Scheibe angebracht war. "Das ist ein Telefon, Schatz", erklärte ihre Mutter. Die Kleine blickte sie zweifelnd an. Wenn das ein Telefon war, wie sollte sie es in ihren Hello-Kitty-Brustbeutel bekommen? Und was war dann das kleine Rechteck in Mamas Hand?
"Man muss den Finger in eins der Löcher stecken und dann bis zum Häkchen drehen"; es lag mir auf der Zunge, aber ich schwieg. Wie soll man jemandem Bonanza schmackhaft machen, der in Django Unchained den Inbegriff eines Western sieht? Wie jemand die Wonneschauer erklären, die einen beim Kauf eines Computers mit einer Festplattenkapazität von geschätzt vier Liedern überlaufen haben? Würde sie mir glauben, wenn ich behauptete, Millionen von Menschen hätten jahrzehntelang gedacht, nachtschwarze, frisbeeähnliche Scheiben seien als Tonträger geeignet? Inzwischen gibt es übrigens verzierte Ledertaschen für E-Book-Reader, die sie aussehen lassen wie eine Gutenberg-Bibel. Wer war nochmal Gutenberg? Hat der nicht vor einiger Zeit seinen Doktortitel verloren?
Mit solch wirren Gedanken im Kopf fragte ich die Verkäuferin der Kerzenhalter nach deren Preis. Sie nannte eine Summe, für die ich drei Handys bekommen hätte. Oder einen E-Book-Reader. Oder einen Doktortitel. Ich habe dann am Nachbarstand eine Bob-Dylan-CD gekauft.