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MICHAEL KROWAS

Jack. Wie in Jack Daniels

31/3/2018

1 Kommentar

 
(mik) Geschichten, die mein Leben schreibt, erlebe ich häufig in Supermärkten. Es gibt vielleicht sogar eine Erklärung dafür. Ich meine, ich bin relativ öfter in einem Supermarkt zum Einkaufen, als etwa in einer Autowaschanlage oder beim Friseur – wer mich, mein Auto und meine Haare kennt, kann beides nachvollziehen.


Diese Geschichte spielt heute, zu Ostern, aber sie hat nur bedingt etwas mit Ostern zu tun. Obwohl – eigentlich doch, denn ohne die jährlich wiederkehrenden österlichen Hamsterkäufe meiner Mitbürger wäre ich gar nicht … aber von Anfang an. Und ich warne Sie – ich werde schwafeln. Gefühlte Lesezeit: Drei bis neun Stunden.


Ich hatte meine drei Teile beisammen, ja, auch ein viertes und ein fünftes, die ich beide nicht auf dem Einkaufszettel hatte, um ehrlich zu sein. Den hatte ich ohnehin vergessen mitzunehmen. Sie kennen das: Man schreibt akribisch auf, was man braucht, um ohne verhungern zu müssen oder den Hygienestandards nicht mehr zu entsprechen über die Feiertage zu kommen. Und lässt dann eben diesen Zettel zuhause liegen. Mit dem Ergebnis, dass man erstens doppelt soviele Dinge im Einkaufswagen hat wie geplant und eigentlich nichts von dem, was auf dem Zettel stand. Es gibt Basics wie Katzenfutter, Milch und Rotwein, aber ich bin jedesmal aufs Neue überrascht, was es so alles an Lebensmitteln gibt, die sich regelmäßig in meinem Kühlschrank zu materialisieren scheinen. Nun erliege ich nicht oft gerade den Künsten der Werbefachleute, was Verpackung oder Slogan angeht; ich achte eher auf Preis und Inhalt. Trotzdem, man kann nie wissen, ob der Käse mit Chili nicht superlecker ist oder ob der Birnen-Trauben-Ananassaft nicht völlig neue Geschmacksknospen anregt, also her damit. Einkaufen – eine Wissenschaft. Meine Wissenschaft. Dazu gehört selbstverständlich auch der richtige Zeitpunkt. Jetzt, zu Ostern, gibt es allerdings keinen richtigen Zeitpunkt. Ganz Hannover kauft ein, vorzugsweise dann, wenn ich es auch tue, und vorzugsweise im selben Geschäft. Wobei gefühlt auch halb Celle und dreiviertel Hildesheim in der Schlange an der Kasse steht – und zwar vor mir.


Im Supermarkt meines Vertrauens waren zwei Kassen geöffnet, eine dritte wurde gerade über ein Mikrofon angekündigt. „Sehr verehrte Kunden, wir öffnen Kasse drei für Sie. Bitte legen Sie Ihre Waren auf das Kassenband.“ Ich widerstand der Verlockung, mit meinem Wagen zu Kasse drei zu spurten, denn das Gesetz von Murphy sagt: Immer, wenn du die Kasse mit der vermeintlich kürzesten Warteschlange wählst, wird das die sein, an der es letztlich am längsten dauert. Rollen müssen gewechselt werden, die Fachkraft stellt erst tagelang irgendwelche Dinge an der Tastatur ein oder die ältere Dame vor dir bezahlt mit Cent-Münzen – so was in der Art. Ich blieb also, wo ich war, und betrieb Sozialstudien, während sich die Kassenschlangen bereits durch die halbe Südstadt wanden.


Die Kassiererin an Kasse zwei, meine Kassiererin, war offenbar Vollprofi – ist die korrekte Genderdeutschformulierung vielleicht „Vollprofiteuse“? – sie war hübsch und jung, mit frechem Kurzhaarschnitt, und hatte für jeden genervten Kunden – also jeden – ein freundliches Wort, während sie mit gleichzeitig geübten Bewegungen die jeweiligen Waren über den Scanner zog. Lächelnd und gleichzeitig, wohlgemerkt, es gibt sie also, die Menschen mit Multitaskingfähigkeit. Erstaunlich und absolut geschäftsfördernd: Es war fast greifbar, wie ihre gute Laune die Kunden ansteckte. Jeder, aber wirklich jeder wirkte an dieser Kasse entspannt, was sicher nicht allein dem Gedanken geschuldet war, dass man weiß, man hat ihn gleich hinter sich, den österlichen Einkauf. Und muss danach nur noch die Tonnen an Vorräten in den vierten Stock schleppen, um sicherzustellen, dass man notfalls einige Wochen überleben kann, ohne das Haus zu verlassen.


Als ich an die Reihe kam, zog meine Kassiererin meine Einkäufe über den Scanner. Plötzlich verharrte sie und sagte „Oh mein Gott“. Ich zuckte zusammen. Was hatte ich falsch gemacht? Stand meine Hose offen? Hatte sie mich auf dem Fahndungsfoto erkannt? Sie blickte mich an und erklärte fröhlich: „Gut, dass Sie da sind, ich hab vergessen, für Jack einzukaufen.“


Ich sah sie an, Sarah Lena, wie ich ihrem Namensschild entnahm, hatte mein Katzenfutter in der Hand – in der Hand, auf deren Rücken großflächig eine schwarze Katze tätowiert war. Ich fragte: „Ist das Jack?“ und deutete auf ihre Hand. „Das isser“, gab sie zurück, „Jack. Wie in Jack Daniels.“ Ich lächelte, während ich einpackte, und lächelnd erzählte ich ihr von meiner Katze. „Susi, wie in Susanne.“ Und ich sagte, Susi sei weiß. Sarah Lena lächelte zurück und meinte, „da brauchen Sie weniger Farbe.“ Das war lustig, ich zahlte lächelnd und lächelte auch beim Verlassen des Marktes. Ich glaube, ich habe auch mein Auto angelächelt, als ich aufschloss. Während ich diesen Text schreibe, lächele ich immer noch. Ich habe keinen Jack Daniels gekauft, ich habe Sarah Lena auch nicht gefragt, wo der kausale Zusammenhang zu ihrer Katze ist – die Erklärung hätte mich möglicherweise etwas verstört. Ich trinke gerade mein Glas Rotwein, hauptsächlich in der Ermangelung von Milch, denn die habe ich beim Einkaufen vergessen, und ich trinke es lächelnd auf Sarah Lena. Und auf alle Menschen, die mit einem Lächeln dafür sorgen, dass diese Welt trotz aller Widrigkeiten zu Ostern ein echt toller Ort ist.




1 Kommentar
Anna-Lena Germershausen
31/3/2018 19:40:59

Ach wie schön. Und nicht nur weil ich fast so heiße wie die Frau an der Kasse. Frohe Ostern auch für Sie.

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