(lil) Vor über 20 Jahren sollte ich im Geburtsvorbereitungskurs Vokale tönen. Dort haben sie uns auch suggeriert, unsere Arme seien Röhren und wir mögen nun durch selbige hindurchatmen. Ich habe mich in solchen Momenten dazu entschieden, die Fälle aus meinem Büro nochmal zu durchdenken, oder die Auswahl der Kinderzimmermöbel – alles erschien mir sinnvoller, als durch meine Arme zu atmen. Als mir bei der Geburt komplett die Luft wegblieb, wurde mir allerdings klar, dass das Erlernen des Röhrenatmens möglicherweise Sinn gemacht hätte. Nun ja. Das anschließende Rückbildungstraining für den Beckenboden habe ich dann auch geschwänzt. Das entweder hungrige, schreiende oder schlafende Neugeborene ließ es letztlich auch nicht zu, das Haus zu verlassen. Und wenn doch, dann bestimmt nicht, um in meinen Beckenboden zu tönen oder zu atmen. Ich nahm mir vor, das irgendwann nachzuholen.
20 Jahre später. „Du schaffst das doch noch bis nach Hause?“ fragt mich meine Tochter mit gerunzelter Stirn und peinlich berührt, wenn sie gewisse Anzeichen an mir bemerkt. Etwa, wenn ich beim Stadtbummel vor Schaufenstern verharre und eine scherenartige Beinhaltung einnehme. Dabei sauge ich gern meine Wangen ein, halte die Luft an und schaue mir interessiert die jeweilige Schaufensterdekoration an – auch Kabeltrommeln und Akkuschrauber können fast immer meine Menschenwürde retten.
Das Trainingsstudio meines Vertrauens hat unlängst eine neue Maschine eingeführt. „Ein starker Beckenboden sichert die Kontinenz“ steht unter anderem im Argumentationskatalog für die "A5". Man sitzt auf der Maschine auf einem Sensor und muss mit dem Beckenboden auf einem Bildschirm eine grafische Kurve turnen, die mich immer an die Alpen erinnert. Bei der Grafik, die ich nach mehrmaliger geduldiger Anleitung der Trainer regelmäßig erzeuge, würde auf einer Intensivstation nur ein langer Piepton ertönen. „Exitus“ würde der Arzt sagen, mit mitleidigem Gesichtsausdruck, „sie hat es leider nicht geschafft.“
Gestern habe ich beim Training im Studio neidvoll eine ältere Dame beobachtet. Sie erzeugte Alpen auf der A5, mit einer Professionalität und Eleganz, von der Hannibal nur hätte träumen können. Okay, ich verschiebe mein "Später" auf später. In 20 Jahren sitze ich locker wie die ältere Dame vor dem Display. „Na, auch shoppen gewesen, anstatt zum Rückbildungskurs zu gehen?“ werde ich dann hohnlächelnd zu den Damen sagen, die neidisch meine Alpen auf der A5 betrachten.
Bis dahin antworte ich meiner Tochter mit cool hochgezogener Augenbraue: „Na klar schaff ich das, Babe!“ – so ich denn wieder in der Lage bin, meine Konzentration auf Atmen und Sprechen zu verlagern. Und freue mich, dass in meiner neuen Handtasche Platz für Utensilien ist, die es mir ermöglichen, locker zwei Wochen in der Wüste Gobi zu überleben. Ohne aufs Klo zu müssen.
20 Jahre später. „Du schaffst das doch noch bis nach Hause?“ fragt mich meine Tochter mit gerunzelter Stirn und peinlich berührt, wenn sie gewisse Anzeichen an mir bemerkt. Etwa, wenn ich beim Stadtbummel vor Schaufenstern verharre und eine scherenartige Beinhaltung einnehme. Dabei sauge ich gern meine Wangen ein, halte die Luft an und schaue mir interessiert die jeweilige Schaufensterdekoration an – auch Kabeltrommeln und Akkuschrauber können fast immer meine Menschenwürde retten.
Das Trainingsstudio meines Vertrauens hat unlängst eine neue Maschine eingeführt. „Ein starker Beckenboden sichert die Kontinenz“ steht unter anderem im Argumentationskatalog für die "A5". Man sitzt auf der Maschine auf einem Sensor und muss mit dem Beckenboden auf einem Bildschirm eine grafische Kurve turnen, die mich immer an die Alpen erinnert. Bei der Grafik, die ich nach mehrmaliger geduldiger Anleitung der Trainer regelmäßig erzeuge, würde auf einer Intensivstation nur ein langer Piepton ertönen. „Exitus“ würde der Arzt sagen, mit mitleidigem Gesichtsausdruck, „sie hat es leider nicht geschafft.“
Gestern habe ich beim Training im Studio neidvoll eine ältere Dame beobachtet. Sie erzeugte Alpen auf der A5, mit einer Professionalität und Eleganz, von der Hannibal nur hätte träumen können. Okay, ich verschiebe mein "Später" auf später. In 20 Jahren sitze ich locker wie die ältere Dame vor dem Display. „Na, auch shoppen gewesen, anstatt zum Rückbildungskurs zu gehen?“ werde ich dann hohnlächelnd zu den Damen sagen, die neidisch meine Alpen auf der A5 betrachten.
Bis dahin antworte ich meiner Tochter mit cool hochgezogener Augenbraue: „Na klar schaff ich das, Babe!“ – so ich denn wieder in der Lage bin, meine Konzentration auf Atmen und Sprechen zu verlagern. Und freue mich, dass in meiner neuen Handtasche Platz für Utensilien ist, die es mir ermöglichen, locker zwei Wochen in der Wüste Gobi zu überleben. Ohne aufs Klo zu müssen.