(mik) Ein richtiger Fußballfan bin ich nicht, eher so ein halbherziger. Bei einem Sieg von 96 haben wir gewonnen, bei einer Niederlage haben die verloren. Es liegt am Wetter und am Tabellenplatz, ob ich mir ein Spiel ansehe, und am Inhalt des Portemonnaies, ob ich es im Stadion tue.
Heute war das Wetter super, der Tabellenplatz fast super und das Portemonnaie, wie so oft, weit entfernt von super. Ich beschloss, mir das Spiel gegen die Mannschaft aus dem Ländle in einem Vereinsheim anzusehen. Dort gibt es gutes Bier, einen großen Monitor und man darf rauchen. Am Nebentisch, in der Mitte des Raumes, warteten bereits vier Schützen in ihren Uniformen auf den Anpfiff. Offenbar hatten sie vorher einer Veranstaltung der ihren beigewohnt, denn drei von ihnen hatten schon einen etwas glasigen Blick. Sie unterhielten sich. „Man muss beim Schießen die Luft anhalten. Einatmen, anhalten schießen, ausatmen“, behauptete der erste. Lautstark stimmten ihm seine Schützenbrüder zu. Es ging, wie ich schlau kombinierte, nicht um den Schuss beim Fußball. Alle vier hatten den Blick vom Monitor abgewendet.
Um halb vier war Anstoß. „Die Klappen waren früher auch größer“, entfuhr es dem zweiten. Er meinte vielleicht die Klappen, auf die bei Wettbewerben geschossen wird – ich sollte Detektiv werden. Seine Äußerung führte zu traurigen Blicken der drei anderen und zu einer weiteren Bierbestellung. Der dritte warf einen Blick auf den Monitor, wendete sich sofort wieder seinen Kumpanen zu und sagte: „Füllkrug spielt.“ Daraus entwickelte sich eine Diskussion mit allerlei taktischen Einschätzungen – ohne dass auch nur einer der vier ein Auge auf das Spiel gehabt hätte. Immer durchdringender wurden die Stimmen der grün gewandeten Schießexperten, Rufe nach dem alten Trainer wurden im wahrsten Wortsinne laut, obwohl Herr Breitenreiter diesmal wohl die nahezu perfekte Aufstellung gefunden hatte. Nicht so für die Schützen. Die Teiler von Schützenscheiben waren Thema, im selben Satz wie die vehemente Forderung nach dem direkten Aufstieg und die Order einer Runde.
Ich war wegen des Tabellenkrimis gekommen, fand es aber nach einer Weile spannender, die Grünen zu beobachten, die über die Roten herzogen. Bis zum Abpfiff hatte jeder der Brüder vier weitere Biere getrunken, nicht ein einziges Mal hatte einer von ihnen dem Spielverlauf zugesehen, nicht Felix Klaus für sein goldenes Tor bejubelt, Sané für den Platzverweis bedauert, nicht die Braunschweiger Demontage durch die Mannschaft der Stadt, die es nicht gibt, miterlebt.
Wankend machten sich die auf den – hoffentlich – Heimweg. Das Spiel gegen Sandhausen werde ich mir wohl im Radio anhören.
Heute war das Wetter super, der Tabellenplatz fast super und das Portemonnaie, wie so oft, weit entfernt von super. Ich beschloss, mir das Spiel gegen die Mannschaft aus dem Ländle in einem Vereinsheim anzusehen. Dort gibt es gutes Bier, einen großen Monitor und man darf rauchen. Am Nebentisch, in der Mitte des Raumes, warteten bereits vier Schützen in ihren Uniformen auf den Anpfiff. Offenbar hatten sie vorher einer Veranstaltung der ihren beigewohnt, denn drei von ihnen hatten schon einen etwas glasigen Blick. Sie unterhielten sich. „Man muss beim Schießen die Luft anhalten. Einatmen, anhalten schießen, ausatmen“, behauptete der erste. Lautstark stimmten ihm seine Schützenbrüder zu. Es ging, wie ich schlau kombinierte, nicht um den Schuss beim Fußball. Alle vier hatten den Blick vom Monitor abgewendet.
Um halb vier war Anstoß. „Die Klappen waren früher auch größer“, entfuhr es dem zweiten. Er meinte vielleicht die Klappen, auf die bei Wettbewerben geschossen wird – ich sollte Detektiv werden. Seine Äußerung führte zu traurigen Blicken der drei anderen und zu einer weiteren Bierbestellung. Der dritte warf einen Blick auf den Monitor, wendete sich sofort wieder seinen Kumpanen zu und sagte: „Füllkrug spielt.“ Daraus entwickelte sich eine Diskussion mit allerlei taktischen Einschätzungen – ohne dass auch nur einer der vier ein Auge auf das Spiel gehabt hätte. Immer durchdringender wurden die Stimmen der grün gewandeten Schießexperten, Rufe nach dem alten Trainer wurden im wahrsten Wortsinne laut, obwohl Herr Breitenreiter diesmal wohl die nahezu perfekte Aufstellung gefunden hatte. Nicht so für die Schützen. Die Teiler von Schützenscheiben waren Thema, im selben Satz wie die vehemente Forderung nach dem direkten Aufstieg und die Order einer Runde.
Ich war wegen des Tabellenkrimis gekommen, fand es aber nach einer Weile spannender, die Grünen zu beobachten, die über die Roten herzogen. Bis zum Abpfiff hatte jeder der Brüder vier weitere Biere getrunken, nicht ein einziges Mal hatte einer von ihnen dem Spielverlauf zugesehen, nicht Felix Klaus für sein goldenes Tor bejubelt, Sané für den Platzverweis bedauert, nicht die Braunschweiger Demontage durch die Mannschaft der Stadt, die es nicht gibt, miterlebt.
Wankend machten sich die auf den – hoffentlich – Heimweg. Das Spiel gegen Sandhausen werde ich mir wohl im Radio anhören.