Thema Kulturhauptstadt: Die Bewerbung und die Diskussion darum nimmt immer groteskere Formen an. Ich habe mal ein paar Gedanken gesammelt. Warnung: Der Text ist lang. Wer keine Lust hat, ihn zu lesen, kann ihn auch als Podcast hören. Dazu müsste man runterscrollen ...
Kulturhauptstadt 2025
Hannover – eine Stadt steht sich selbst im Weg
von Michael Krowas
Hannover ist eine der Städte in Deutschland, die sich mit dem Titel „Kulturhauptstadt 2025“ schmücken wollen. Immerhin sind WIR ja schon – kollektives WIR ist jedes mal angesagt, wenn es um solche Titel geht – UNESCO City of Music. Und WIR hatten ja auch die EXPO. Und die Jungs von Hannover 96, also UNSERE Jungs, waren ja 1992 mal Pokalsieger. Und wir waren Kanzler.
Die Wogen branden hoch. Klar, man will Stellung beziehen zu diesem Thema. Man ist ja kulturinteressiert, irgendwie. Was kostet so was, was soll das, wem bringt das was, das Geld sollte lieber für wichtigere Dinge verwendet werden … egal, ob Helene-Fan oder Punk, ob Klassik-Anhänger oder Stadlgänger, jeder hat eine Meinung. Außerdem kommen die Scorpions aus Hannover. Und ich hab mal neben Klaus Meine auf der Lister Meile einen Kaffee getrunken. Während ich leise und falsch „Wind of Change“ gepfiffen habe.
Gestern, in der Tonhalle. Zwei Besucherinnen eines Jazz-Konzerts unterhalten sich. „Hier kann man jeden Abend Jazz hören“, sagt die eine. Mit „Hier“ meint sie offenbar die Stadt, denn ihre Begleiterin fragt: „Wo denn zum Beispiel?“ „Na, hier, oder im Jazz-Club, oder im Kanapee ...“
Wer die Tonhalle nicht kennt, es handelt sich um einen kleinen, feinen Club unter privater Führung in einem Teil der Stadt, der nicht einmal einen Namen hat. Die winzige Tonhalle liegt genau zwischen der Calenberger Neustadt und Herrenhausen neben dem Westschnellweg. Dort finden regelmäßig tolle Konzerte statt, von international bekannten Jazz-Größen bis hin zu Sessions von Studenten der renommierten Musikhochschule (HMTMH). Perfekt organisiert, nette Veranstalter, Platz für 50 Jazz-Enthusiasten. Wer Jazz nicht kennt: Es handelt sich um einen Musikstil. Och nö, das ist ja so Schlaubatz-Musik, da lob' ich mir doch Helene. Da gehen auch viel mehr Leute hin.
Slogan: Nachbarschaft
Das Motto der hannoverschen Bewerbung lautet: „Nachbarschaft.“ Ähnlich originell wie „Klar“, der neue Niedersachsenslogan. Am 16. Oktober trafen sich sämtliche neun deutschen Bewerber, darunter Städte wie Chemnitz, Hildesheim,Dresden und Nürnberg, in Berlin. Für Hannover ging der Poetry Slammer Tobias Kunze auf die Bühne und slammte, dass es eine Freude war. Er hatte zwar das alte, von allen Gremien verworfene Motto „Hannover hat nichts“ zum Thema, aber Junge Junge, was für ein toller Auftritt.
Nachbarschaft also. Stadtteilwechsel. Südstadt – die Anwohner beschweren sich, wenn es in der nahen HDI-Arena wieder einmal zu laut wird für die Hörgeräte, mit deren Hilfe man ja die 20-Uhr-Nachrichten im Ersten verstehen und nicht von den hymnenhaften Klägen von Coldplay abgelenkt werden will. Streng dreinblickende, muskulöse Ordnungsamtsmitarbeiter patroullieren mit Pegelmessgeräten vor der Arena und begrenzen im Namen von Recht und Ordnung die Lautstärke eines solchen Auftritts. Später im Jahr, beim Maschseefest im selben Stadtteil, untersagen muskulöse, streng dreinblickende Ordnungsamtsmitarbeiter fünf jungen Musikern ihren Auftritt zwischen Geibelstraße und Nordufer. „Keine Konzession.“ Soll wohl heißen, die Tagesschau läuft immer noch. Oder die Gastronomen, die horrende Summen für die Möglichkeit zahlen, in einer Bretterbude am Rudolf-von-Bennigsen-Ufer noch horrendere Summen zu verdienen, haben laut genug geheult.
Überhaupt, die Straßenmusik. Nicht gern gehört von der Obrigkeit, schon gar nicht, wenn „elektroakustische Verstärkeranlagen“ eingesetzt werden. Oder wenn mehr als vier Musikanten gemeinsam am Werk sind – die Beatles waren schließlich auch nur zu viert. Oder wenn die ausübenden Musiker womöglich südländisch aussehen. Damit die das neue Regelwerk auch bestimmt alle verstehen, gibt es einen Flyer in acht Sprachen. Wenn Sie unbedingt Musik hören wollen, gehen Sie gefälligst in ein Konzert. Außerdem stört portugiesischer Fado oder irischer Folk beim Shoppen. Die Firma Hannover Concerts trägt den Namen der Stadt, in der sie tätig ist. Immerhin. Abgesehen davon ist es ein rein privates Unternehmen, das es seit Jahrzehnten schafft, Abertausende von Menschen zu mobilisieren und zu begeistern. So gut wie alle Musikgrößen des späten 20 und 21. Jahrhunderts haben in der HDI- oder der TUI-Arena konzertiert. Prince und die Stones, Peter Maffay und AC/DC waren auch schon bei uns. Und jetzt kommt P!nk. Und wir waren Kanzler.
Subkultur
„Bei Chéz Heinz“, der Club mit dem bescheuerten Namen, ist Kult. Randgruppenmusikbegeisterte Eingeborene treffen sich hier, im Keller unter einem heruntergekommenen Schwimmbad bei Lesungen oder Konzerten. Jetzt hat der Club keinen Platz mehr neben dem geplanten neuen, gigantischen Fössebad. Eine 50-Meter-Olympiabahn soll es dort demnächst geben, Tribünen und weiteren Firlefanz. Darauf hat man im Stadtteil Linden ganz sicher gewartet. Dabei kriegen es die Stadtverantwortlichen noch nicht einmal hin, dass im nahen Vahrenwalder Bad die kulturellen Konflikte ausbleiben. Zwischenzeitlich musste das sogar gesperrt werden, weil nach Ansicht der Betreiber zu viele Muslima mit ihren Kindern zum Schwimmen gegangen sind. In einem deutschen Schwimmbad trägt man gefälligst Bikini …
Für das „Bei Chéz Heinz“ ist in Hannover also kein Platz mehr. Und während die BeiChézHeinzer eine neue Bleibe suchen, finden im Oktober die Jazz-Tage statt – nahezu unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Die kenn' ich ja alle gar nicht. Till Brönner, den hab ich letztes Jahr im Theater am Aegi gesehen. Und Randy Crawford. Und meine Jazz-Pflicht ist damit erfüllt.
Dann schon lieber Klassik im Maschpark, hinter dem wunderschönen neuen Rathaus – dort wird Tosca oder Don Giovanni seit vier Jahren zu einem rauschenden Fest für alle Kulturliebhaber. Es ist zwar rasend schnell ausverkauft, aber der Maschpark drumrum lädt zum – ausnahmsweise erlaubten – Picknick ein. Umsonst und draußen und man darf seine eigenen Getränke mitbringen. Das finden alle toll. Alle. Aha. Wer je auf einer türkischen Hochzeit war, weiß, wie für die Menschen dieses uns so fernen Kulturkreises ein rauschendes Fest aussieht. Nur vielleicht für die Familie nicht, die das Milchgeld zahlen muss. Auch die Beschneidung eines jungen Irakers wird zu einem tagelangen rauschenden Fest. Wollen wir da alle hin? Verstörender Gedanke? Viel verstörender: Die Rathausfassade wurde in diesem Jahr renoviert, und man dachte tatsächlich darüber nach, für 70 000 Euro eine Plane mit einem Rathausfoto über die Baugerüste zu legen, damit der NDR, der das Klassik-Spektakel live übertragen hatte, schöne Bilder senden konnte.
Kultur ist Vielfalt, diese Fahne schwenkt so mancher Politiker oder Veranstalter gern. Ja, das kann sie sein, die Kultur. Beispiel bauhof Hemmingen. Schon klar, der unbedeutende kleine Nachbar von Hannover, 20 000 Einwohner, eine Kooperative Gesamtschule, und genau ein Veranstaltungsort. Genau dort aber lud man vor einigen Jahren zu einem Konzert einer unbekannten Band mit eher experimentell anmutendem Programm. Es gab Jazz in Verbindung mit Bild- und Tonprojektionen. Zahlende Gäste: Sieben. Der Veranstalter und die Künstler entschlossen sich, den Auftritt stattfinden zu lassen. Die nicht-anwesenden 103 Gäste (der bauhof ist für 110 Besucher ausgelegt) haben ein mitreißendes Konzert verpasst. Geht also. Nur: Wer bezahlt das? So viele Getränke können sieben Gäste in der Pause gar nicht trinken, dass Band und Veranstalter auf ihre Kosten kommen. Kulturvielfalt. Ein Scheiß. Dann doch eher ein Konzert von Helene, bei dem allein der Bühnenaufbau so viel kostet wie die Gage für sämtliche Künstler, die im bauhof in drei Jahren auftreten.
Kunst? Bitte nicht
Die wütende Diskussion um die Fassadengestaltung für den Anbau des Sprengel-Museums gellt den Hannoveranern noch in den Ohren; vergessen hingegen sind die jahrelangen vehementen Proteste um die drei dicken Damen am Leibnizufer, mit denen die Stadt heute so gern prahlt. Die Nanas sind längst zu einem der Wahrzeichen von Hannover geworden. Jetzt gibt es sogar eine Straße, die nach der Bildhauerin der bunten Ungetüme benannt ist. Nur blöd, dass die Hannoveraner weiterhin Passerelle zur Nikki de Saint Phalle Promenade sagen. Die Nanas stehen übrigens direkt am Leibnizufer, auf einem Areal, auf dem Samstags der Flohmarkt stattfindet, auch so eine hannoverschen Institution. Den haben in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zwei Kulturschaffende gegen die Proteste der Stadt ins Leben gerufen und für ewige Nachhaltigkeit gesorgt: Reinhard Schamuhn und Mike Gehrke. Gehrke, der langjährige Jazzclub-Vorsitzende, hat immerhin einen schmalen Weg nah an seinem Flohmarkt bekommen, der nach ihm benannt ist. Der Kabarettist Dietrich Kittner, dessen unermüdliches politisches Schaffen in Hannover der Nation größtenteils verborgen blieb, weil er für die paar Medien, die es damals gab, zu unbequem war, hat tatsächlich sogar einen Platz. Der allerdings befindet sich vor dem Bismarckbahnhof. Nicht etwa am Bischofsholer Damm, wo Kittner jahrelang mit dem Theater an der Bult zu Hause war. Schon gar nicht am Küchengarten, dessen gleichnamiges Theater aus lauter Verzweiflung von ihm gegründet wurde, weil er Berufsverbot bekommen hatte.
Ja ja, die Sache mit den Straßennamen. Derzeit gibt es kaum eine polarisierendere Diskussion in der Stadt, die Kulturhauptstadt werden will. 27 Straßen sollen umgewidmet werden, und es werden täglich mehr. Hindenburgstraße, Konrad-Lorenz-Straße, Ferdinand-Porsche-Straße? Iiih bääh. Leibnizufer? Na, über den berühmten Philosophen lässt sich doch bestimmt auch irgendwo eine politische Verfehlung ausgraben. Wenn es im Landtag wieder einmal unspannend zugeht, hat doch sicher irgendein Politiker Zeit, zu googeln. Im Landtag gibt es bestimmt kostenloses W-Lan. Aufschrei aus der Bevölkerung? Kann nix hören, im neu gebauten Landtagsgebäude sind die Wände schallgedämmt.
Streitkultur
Gegen die hannoverschen Querelen im Rathaus um den Kulturdezernenten Harald Härke sind die Seehofer Strich Merkel Strich Söder Diskussionen ein, Zitat, Fliegenschiss der Geschichte, Zitat Ende. Härke hat versucht, seiner Lebensgefährtin einen Job in der Verwaltung zu verschaffen. Verwerflich? Ja. Liebe? Ja. Wie das politisch instrumentalisiert wird, ist unerträglich. Sicher ist nur: Es wird später mal keine Harald-Härke-Gasse geben. Schade eigentlich. Denn Härke war in seiner Eigenschaft als Kulturdezernent sicher einer der hellsten Köpfe, die Hannover je zu bieten hatte.
A propos helle Köpfe: Auch die Erfindung des Grammophons und der Schallplatte schreibt man einem Hannoveraner zu: Emil Berliner war der große Tüftler seiner Zeit; geboren wurde er in der Stadt an der Leine. Die CD ging in Hannover 1982 in Serie, der hannoversche Uni-Professor Hans-Georg Musmann entwickelte das mp3-Format und Professor Walter Bruch bei Telefunken in Hannover das PAL-System. Letztlich haben wir also unsere permanente mediale Berieselung den Hannoveranern zu verdanken.
Natürlich hat Hannover jede Menge kulturelle Erinnerungen, etwa an Kurt Schwitters. Mit dessen berühmtester Figur, Anna Blume, werden immer noch Wortspiele gemacht. Auch ein Café heißt so wie die Dada-Ikone. Ein zeitgenössischer Künstler hält die Tradition aufrecht, entwickelt sie weiter. Friedhelm Kändler heißt der Mann. Nie gehört? Googeln Sie den, Sie werden überrascht sein. Seine Kunstform heißt „Wowo“ (nein, das finden Sie mal schön selbst heraus).
Und Erinnerungen an die Scorpions, born and raised in Hannover. Wobei die neidvolle Rockmusikerfraktion bis heute der Meinung ist, der Erfolg der Scorpions beziehe sich ja irgendwie auch auf sie selbst. Schließlich waren wir im selben Proberaum, und unser Sänger damals konnte viel besser Englisch.
Kulturschaffende
Die ESC-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut kommt aus Hannover-Misburg. Ein Wunder, dass sie beim Raab-Casting nicht zu allererst „In the Ghetto“ gezwitschert hat. Und jetzt ist sie nach Köln gezogen. Dem Rest der Welt ist das übrigens schnurz. Oder weiß jemand, wo „Ein bisschen Frieden“-Nicole geboren wurde?
Heinz-Rudolf Kunze – ein Zugezogener aus der Gegend um Osnabrück. Wie man in seinen frühen Texten hören könnte, wenn man bereit wäre, sich auf mehr einzulassen als auf „Dein ist mein ganzes Herz“. Er lebt und wirkt in der Wedemark, einem Landschaftsidyll vor den Toren der Stadt, umgeben von Wäldern und Ex-Bundespräsidenten.
Fury in the slaughterhouse – nur die Gitarristen der Band, Christof Stein-Schneider und Gero Drnek, leben noch hier. Stein-Schneider ist politisch links von Che Guevara angesiedelt und macht aus seinen Überzeugungen in sozialen Netzwerken keinen Hehl. Er lebt in Linden, dem Stadtteil, der immer schicker wird. Wenn Tim Mälzer nicht schon in der Hamburger Schanze ansässig wäre, würde er bestimmt für die Lindener kochen. Wobei die das auf der Limmerstraße mitten im Lindener Kult-Viertel absolut selber drauf haben. Denn dort lebt man die kulturelle Vielfalt. Restaurants aus gefühlt 100 Ländern bieten hier alles, was das kulinarische Herz begehrt.
Hannover hat alles
Die hannoversche Kulturszene ist bunt, nicht nur in Linden. Es gibt tolle Locations, an denen ein breites Spektrum an kulturellen Veranstaltungen durchgeführt wird. Es gibt winzige Clubs und monströs große Hallen. Es gibt jede Menge Mainstreamradio- und Fernsehsender und es gibt Nischenprogramme. Man kann grandiose Open-Air-Konzerte erleben und man kann in zauberhaften Galerien Wunderbarers entdecken. Überdimensionale, gewünschte Graffiti prangen an Hauwänden, und an der Bahnbrücke an der Vahrenwalder Straße steht: Welcher Idiot beschmiert unsere Stadt so. Und es gibt Menschen: Der Geiger Andrew Manze leitet seit 2014 die NDR-Radiophilharmonie. Der Maler Stefan Lang und der Pop-Art-Künstler Della sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Schriftstellerin Ninia LaGrande sorgt auf Poetry-Slam-Veranstaltungen für Begeisterung; sie gehört dem Kulturhauptstadt-Bewerbungsteam an. Alexa Hennig von Langes neuer Roman spielt in Hannover. Und Giovanni die Lorenzo, der Chefredakteur der Wochenzeitung „DIE ZEIT“, ist am Maschsee auf die Waldorfschule gegangen. Womit wir beim unangenehmsten Thema wären.
Schule: Musik- und Kunstlehrer verzweifelt gesucht
Während Hannover gerade sein 18. Gymnasium plant, fehlen in Niedersachsen noch immer hunderte Lehrer. Darunter haufenweise Musik- und Kunstpädagogen. Mag sein, dass derartiges Wissen um Kultur, um Kulturgut und um verschiedene Kulturen heute nicht mehr zeitgemäß ist, und mag auch sein, dass man sich im Jahr 2018 beim Vermitteln von Wissen auf das Wesentliche beschränken muss. Wenn sich Schüler im Deutschunterricht auf die Rechtschreibung von „Fuck ju Göhte“ berufen, muss allerdings nachgedacht werden. Und zwar dringend. Und zwar über Goethe. Dessen große Liebe Charlotte Buff übrigens Johann Christian Kestner geheiratet hat und mit dem nach Hannover gezogen ist. Wo ein Museum nach ihm benannt ist. Und so schließt sich der Kreis. Hannover hat irgendwie alles. Aber warum wollen die Niedersachsen denn unbedingt zur europäischen Kulturhauptstadt gekürt werden? Reicht es denn nicht, wenn man sich die UNESCO-City-of-music-Anstecknadel (in Form- und Farbgebung eine kleine Schallplatte. Niedlich.) ans Revers heften kann? Offenbar nicht. Alle sind irgendwie scharf darauf, diesen nichtssagenden Titel zu führen. Und dabei weiß die linke Hand häufig nicht, was die rechte tut. (Und die hat manchmal auch nur recht vage Vorstellungen davon).
Schließlich ist ja jeder schon mal in Hannover gewesen oder hat zumindest mal hier getankt. Bis auf Oeds Westerhof womöglich. Der Holländer wurde für zunächst ein Jahr verpflichtet, Hannover auf den Weg zur Kulturhauptstadt zu bringen; immerhin hat er das erfolgreich im niederländischen Leeuwarden geschafft. Er bekommt 100 000 Euro für seine Beratertätigkeit. Als das 34-köpfige Kulturhauptstadt-Team vorgestellt wurde, war Westerhof nicht dabei. Er wohnte einem Empfang der niederländischen Königshauses bei. Man muss eben Prioritäten setzen …
Hannover – eine Stadt steht sich selbst im Weg
von Michael Krowas
Hannover ist eine der Städte in Deutschland, die sich mit dem Titel „Kulturhauptstadt 2025“ schmücken wollen. Immerhin sind WIR ja schon – kollektives WIR ist jedes mal angesagt, wenn es um solche Titel geht – UNESCO City of Music. Und WIR hatten ja auch die EXPO. Und die Jungs von Hannover 96, also UNSERE Jungs, waren ja 1992 mal Pokalsieger. Und wir waren Kanzler.
Die Wogen branden hoch. Klar, man will Stellung beziehen zu diesem Thema. Man ist ja kulturinteressiert, irgendwie. Was kostet so was, was soll das, wem bringt das was, das Geld sollte lieber für wichtigere Dinge verwendet werden … egal, ob Helene-Fan oder Punk, ob Klassik-Anhänger oder Stadlgänger, jeder hat eine Meinung. Außerdem kommen die Scorpions aus Hannover. Und ich hab mal neben Klaus Meine auf der Lister Meile einen Kaffee getrunken. Während ich leise und falsch „Wind of Change“ gepfiffen habe.
Gestern, in der Tonhalle. Zwei Besucherinnen eines Jazz-Konzerts unterhalten sich. „Hier kann man jeden Abend Jazz hören“, sagt die eine. Mit „Hier“ meint sie offenbar die Stadt, denn ihre Begleiterin fragt: „Wo denn zum Beispiel?“ „Na, hier, oder im Jazz-Club, oder im Kanapee ...“
Wer die Tonhalle nicht kennt, es handelt sich um einen kleinen, feinen Club unter privater Führung in einem Teil der Stadt, der nicht einmal einen Namen hat. Die winzige Tonhalle liegt genau zwischen der Calenberger Neustadt und Herrenhausen neben dem Westschnellweg. Dort finden regelmäßig tolle Konzerte statt, von international bekannten Jazz-Größen bis hin zu Sessions von Studenten der renommierten Musikhochschule (HMTMH). Perfekt organisiert, nette Veranstalter, Platz für 50 Jazz-Enthusiasten. Wer Jazz nicht kennt: Es handelt sich um einen Musikstil. Och nö, das ist ja so Schlaubatz-Musik, da lob' ich mir doch Helene. Da gehen auch viel mehr Leute hin.
Slogan: Nachbarschaft
Das Motto der hannoverschen Bewerbung lautet: „Nachbarschaft.“ Ähnlich originell wie „Klar“, der neue Niedersachsenslogan. Am 16. Oktober trafen sich sämtliche neun deutschen Bewerber, darunter Städte wie Chemnitz, Hildesheim,Dresden und Nürnberg, in Berlin. Für Hannover ging der Poetry Slammer Tobias Kunze auf die Bühne und slammte, dass es eine Freude war. Er hatte zwar das alte, von allen Gremien verworfene Motto „Hannover hat nichts“ zum Thema, aber Junge Junge, was für ein toller Auftritt.
Nachbarschaft also. Stadtteilwechsel. Südstadt – die Anwohner beschweren sich, wenn es in der nahen HDI-Arena wieder einmal zu laut wird für die Hörgeräte, mit deren Hilfe man ja die 20-Uhr-Nachrichten im Ersten verstehen und nicht von den hymnenhaften Klägen von Coldplay abgelenkt werden will. Streng dreinblickende, muskulöse Ordnungsamtsmitarbeiter patroullieren mit Pegelmessgeräten vor der Arena und begrenzen im Namen von Recht und Ordnung die Lautstärke eines solchen Auftritts. Später im Jahr, beim Maschseefest im selben Stadtteil, untersagen muskulöse, streng dreinblickende Ordnungsamtsmitarbeiter fünf jungen Musikern ihren Auftritt zwischen Geibelstraße und Nordufer. „Keine Konzession.“ Soll wohl heißen, die Tagesschau läuft immer noch. Oder die Gastronomen, die horrende Summen für die Möglichkeit zahlen, in einer Bretterbude am Rudolf-von-Bennigsen-Ufer noch horrendere Summen zu verdienen, haben laut genug geheult.
Überhaupt, die Straßenmusik. Nicht gern gehört von der Obrigkeit, schon gar nicht, wenn „elektroakustische Verstärkeranlagen“ eingesetzt werden. Oder wenn mehr als vier Musikanten gemeinsam am Werk sind – die Beatles waren schließlich auch nur zu viert. Oder wenn die ausübenden Musiker womöglich südländisch aussehen. Damit die das neue Regelwerk auch bestimmt alle verstehen, gibt es einen Flyer in acht Sprachen. Wenn Sie unbedingt Musik hören wollen, gehen Sie gefälligst in ein Konzert. Außerdem stört portugiesischer Fado oder irischer Folk beim Shoppen. Die Firma Hannover Concerts trägt den Namen der Stadt, in der sie tätig ist. Immerhin. Abgesehen davon ist es ein rein privates Unternehmen, das es seit Jahrzehnten schafft, Abertausende von Menschen zu mobilisieren und zu begeistern. So gut wie alle Musikgrößen des späten 20 und 21. Jahrhunderts haben in der HDI- oder der TUI-Arena konzertiert. Prince und die Stones, Peter Maffay und AC/DC waren auch schon bei uns. Und jetzt kommt P!nk. Und wir waren Kanzler.
Subkultur
„Bei Chéz Heinz“, der Club mit dem bescheuerten Namen, ist Kult. Randgruppenmusikbegeisterte Eingeborene treffen sich hier, im Keller unter einem heruntergekommenen Schwimmbad bei Lesungen oder Konzerten. Jetzt hat der Club keinen Platz mehr neben dem geplanten neuen, gigantischen Fössebad. Eine 50-Meter-Olympiabahn soll es dort demnächst geben, Tribünen und weiteren Firlefanz. Darauf hat man im Stadtteil Linden ganz sicher gewartet. Dabei kriegen es die Stadtverantwortlichen noch nicht einmal hin, dass im nahen Vahrenwalder Bad die kulturellen Konflikte ausbleiben. Zwischenzeitlich musste das sogar gesperrt werden, weil nach Ansicht der Betreiber zu viele Muslima mit ihren Kindern zum Schwimmen gegangen sind. In einem deutschen Schwimmbad trägt man gefälligst Bikini …
Für das „Bei Chéz Heinz“ ist in Hannover also kein Platz mehr. Und während die BeiChézHeinzer eine neue Bleibe suchen, finden im Oktober die Jazz-Tage statt – nahezu unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Die kenn' ich ja alle gar nicht. Till Brönner, den hab ich letztes Jahr im Theater am Aegi gesehen. Und Randy Crawford. Und meine Jazz-Pflicht ist damit erfüllt.
Dann schon lieber Klassik im Maschpark, hinter dem wunderschönen neuen Rathaus – dort wird Tosca oder Don Giovanni seit vier Jahren zu einem rauschenden Fest für alle Kulturliebhaber. Es ist zwar rasend schnell ausverkauft, aber der Maschpark drumrum lädt zum – ausnahmsweise erlaubten – Picknick ein. Umsonst und draußen und man darf seine eigenen Getränke mitbringen. Das finden alle toll. Alle. Aha. Wer je auf einer türkischen Hochzeit war, weiß, wie für die Menschen dieses uns so fernen Kulturkreises ein rauschendes Fest aussieht. Nur vielleicht für die Familie nicht, die das Milchgeld zahlen muss. Auch die Beschneidung eines jungen Irakers wird zu einem tagelangen rauschenden Fest. Wollen wir da alle hin? Verstörender Gedanke? Viel verstörender: Die Rathausfassade wurde in diesem Jahr renoviert, und man dachte tatsächlich darüber nach, für 70 000 Euro eine Plane mit einem Rathausfoto über die Baugerüste zu legen, damit der NDR, der das Klassik-Spektakel live übertragen hatte, schöne Bilder senden konnte.
Kultur ist Vielfalt, diese Fahne schwenkt so mancher Politiker oder Veranstalter gern. Ja, das kann sie sein, die Kultur. Beispiel bauhof Hemmingen. Schon klar, der unbedeutende kleine Nachbar von Hannover, 20 000 Einwohner, eine Kooperative Gesamtschule, und genau ein Veranstaltungsort. Genau dort aber lud man vor einigen Jahren zu einem Konzert einer unbekannten Band mit eher experimentell anmutendem Programm. Es gab Jazz in Verbindung mit Bild- und Tonprojektionen. Zahlende Gäste: Sieben. Der Veranstalter und die Künstler entschlossen sich, den Auftritt stattfinden zu lassen. Die nicht-anwesenden 103 Gäste (der bauhof ist für 110 Besucher ausgelegt) haben ein mitreißendes Konzert verpasst. Geht also. Nur: Wer bezahlt das? So viele Getränke können sieben Gäste in der Pause gar nicht trinken, dass Band und Veranstalter auf ihre Kosten kommen. Kulturvielfalt. Ein Scheiß. Dann doch eher ein Konzert von Helene, bei dem allein der Bühnenaufbau so viel kostet wie die Gage für sämtliche Künstler, die im bauhof in drei Jahren auftreten.
Kunst? Bitte nicht
Die wütende Diskussion um die Fassadengestaltung für den Anbau des Sprengel-Museums gellt den Hannoveranern noch in den Ohren; vergessen hingegen sind die jahrelangen vehementen Proteste um die drei dicken Damen am Leibnizufer, mit denen die Stadt heute so gern prahlt. Die Nanas sind längst zu einem der Wahrzeichen von Hannover geworden. Jetzt gibt es sogar eine Straße, die nach der Bildhauerin der bunten Ungetüme benannt ist. Nur blöd, dass die Hannoveraner weiterhin Passerelle zur Nikki de Saint Phalle Promenade sagen. Die Nanas stehen übrigens direkt am Leibnizufer, auf einem Areal, auf dem Samstags der Flohmarkt stattfindet, auch so eine hannoverschen Institution. Den haben in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zwei Kulturschaffende gegen die Proteste der Stadt ins Leben gerufen und für ewige Nachhaltigkeit gesorgt: Reinhard Schamuhn und Mike Gehrke. Gehrke, der langjährige Jazzclub-Vorsitzende, hat immerhin einen schmalen Weg nah an seinem Flohmarkt bekommen, der nach ihm benannt ist. Der Kabarettist Dietrich Kittner, dessen unermüdliches politisches Schaffen in Hannover der Nation größtenteils verborgen blieb, weil er für die paar Medien, die es damals gab, zu unbequem war, hat tatsächlich sogar einen Platz. Der allerdings befindet sich vor dem Bismarckbahnhof. Nicht etwa am Bischofsholer Damm, wo Kittner jahrelang mit dem Theater an der Bult zu Hause war. Schon gar nicht am Küchengarten, dessen gleichnamiges Theater aus lauter Verzweiflung von ihm gegründet wurde, weil er Berufsverbot bekommen hatte.
Ja ja, die Sache mit den Straßennamen. Derzeit gibt es kaum eine polarisierendere Diskussion in der Stadt, die Kulturhauptstadt werden will. 27 Straßen sollen umgewidmet werden, und es werden täglich mehr. Hindenburgstraße, Konrad-Lorenz-Straße, Ferdinand-Porsche-Straße? Iiih bääh. Leibnizufer? Na, über den berühmten Philosophen lässt sich doch bestimmt auch irgendwo eine politische Verfehlung ausgraben. Wenn es im Landtag wieder einmal unspannend zugeht, hat doch sicher irgendein Politiker Zeit, zu googeln. Im Landtag gibt es bestimmt kostenloses W-Lan. Aufschrei aus der Bevölkerung? Kann nix hören, im neu gebauten Landtagsgebäude sind die Wände schallgedämmt.
Streitkultur
Gegen die hannoverschen Querelen im Rathaus um den Kulturdezernenten Harald Härke sind die Seehofer Strich Merkel Strich Söder Diskussionen ein, Zitat, Fliegenschiss der Geschichte, Zitat Ende. Härke hat versucht, seiner Lebensgefährtin einen Job in der Verwaltung zu verschaffen. Verwerflich? Ja. Liebe? Ja. Wie das politisch instrumentalisiert wird, ist unerträglich. Sicher ist nur: Es wird später mal keine Harald-Härke-Gasse geben. Schade eigentlich. Denn Härke war in seiner Eigenschaft als Kulturdezernent sicher einer der hellsten Köpfe, die Hannover je zu bieten hatte.
A propos helle Köpfe: Auch die Erfindung des Grammophons und der Schallplatte schreibt man einem Hannoveraner zu: Emil Berliner war der große Tüftler seiner Zeit; geboren wurde er in der Stadt an der Leine. Die CD ging in Hannover 1982 in Serie, der hannoversche Uni-Professor Hans-Georg Musmann entwickelte das mp3-Format und Professor Walter Bruch bei Telefunken in Hannover das PAL-System. Letztlich haben wir also unsere permanente mediale Berieselung den Hannoveranern zu verdanken.
Natürlich hat Hannover jede Menge kulturelle Erinnerungen, etwa an Kurt Schwitters. Mit dessen berühmtester Figur, Anna Blume, werden immer noch Wortspiele gemacht. Auch ein Café heißt so wie die Dada-Ikone. Ein zeitgenössischer Künstler hält die Tradition aufrecht, entwickelt sie weiter. Friedhelm Kändler heißt der Mann. Nie gehört? Googeln Sie den, Sie werden überrascht sein. Seine Kunstform heißt „Wowo“ (nein, das finden Sie mal schön selbst heraus).
Und Erinnerungen an die Scorpions, born and raised in Hannover. Wobei die neidvolle Rockmusikerfraktion bis heute der Meinung ist, der Erfolg der Scorpions beziehe sich ja irgendwie auch auf sie selbst. Schließlich waren wir im selben Proberaum, und unser Sänger damals konnte viel besser Englisch.
Kulturschaffende
Die ESC-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut kommt aus Hannover-Misburg. Ein Wunder, dass sie beim Raab-Casting nicht zu allererst „In the Ghetto“ gezwitschert hat. Und jetzt ist sie nach Köln gezogen. Dem Rest der Welt ist das übrigens schnurz. Oder weiß jemand, wo „Ein bisschen Frieden“-Nicole geboren wurde?
Heinz-Rudolf Kunze – ein Zugezogener aus der Gegend um Osnabrück. Wie man in seinen frühen Texten hören könnte, wenn man bereit wäre, sich auf mehr einzulassen als auf „Dein ist mein ganzes Herz“. Er lebt und wirkt in der Wedemark, einem Landschaftsidyll vor den Toren der Stadt, umgeben von Wäldern und Ex-Bundespräsidenten.
Fury in the slaughterhouse – nur die Gitarristen der Band, Christof Stein-Schneider und Gero Drnek, leben noch hier. Stein-Schneider ist politisch links von Che Guevara angesiedelt und macht aus seinen Überzeugungen in sozialen Netzwerken keinen Hehl. Er lebt in Linden, dem Stadtteil, der immer schicker wird. Wenn Tim Mälzer nicht schon in der Hamburger Schanze ansässig wäre, würde er bestimmt für die Lindener kochen. Wobei die das auf der Limmerstraße mitten im Lindener Kult-Viertel absolut selber drauf haben. Denn dort lebt man die kulturelle Vielfalt. Restaurants aus gefühlt 100 Ländern bieten hier alles, was das kulinarische Herz begehrt.
Hannover hat alles
Die hannoversche Kulturszene ist bunt, nicht nur in Linden. Es gibt tolle Locations, an denen ein breites Spektrum an kulturellen Veranstaltungen durchgeführt wird. Es gibt winzige Clubs und monströs große Hallen. Es gibt jede Menge Mainstreamradio- und Fernsehsender und es gibt Nischenprogramme. Man kann grandiose Open-Air-Konzerte erleben und man kann in zauberhaften Galerien Wunderbarers entdecken. Überdimensionale, gewünschte Graffiti prangen an Hauwänden, und an der Bahnbrücke an der Vahrenwalder Straße steht: Welcher Idiot beschmiert unsere Stadt so. Und es gibt Menschen: Der Geiger Andrew Manze leitet seit 2014 die NDR-Radiophilharmonie. Der Maler Stefan Lang und der Pop-Art-Künstler Della sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Schriftstellerin Ninia LaGrande sorgt auf Poetry-Slam-Veranstaltungen für Begeisterung; sie gehört dem Kulturhauptstadt-Bewerbungsteam an. Alexa Hennig von Langes neuer Roman spielt in Hannover. Und Giovanni die Lorenzo, der Chefredakteur der Wochenzeitung „DIE ZEIT“, ist am Maschsee auf die Waldorfschule gegangen. Womit wir beim unangenehmsten Thema wären.
Schule: Musik- und Kunstlehrer verzweifelt gesucht
Während Hannover gerade sein 18. Gymnasium plant, fehlen in Niedersachsen noch immer hunderte Lehrer. Darunter haufenweise Musik- und Kunstpädagogen. Mag sein, dass derartiges Wissen um Kultur, um Kulturgut und um verschiedene Kulturen heute nicht mehr zeitgemäß ist, und mag auch sein, dass man sich im Jahr 2018 beim Vermitteln von Wissen auf das Wesentliche beschränken muss. Wenn sich Schüler im Deutschunterricht auf die Rechtschreibung von „Fuck ju Göhte“ berufen, muss allerdings nachgedacht werden. Und zwar dringend. Und zwar über Goethe. Dessen große Liebe Charlotte Buff übrigens Johann Christian Kestner geheiratet hat und mit dem nach Hannover gezogen ist. Wo ein Museum nach ihm benannt ist. Und so schließt sich der Kreis. Hannover hat irgendwie alles. Aber warum wollen die Niedersachsen denn unbedingt zur europäischen Kulturhauptstadt gekürt werden? Reicht es denn nicht, wenn man sich die UNESCO-City-of-music-Anstecknadel (in Form- und Farbgebung eine kleine Schallplatte. Niedlich.) ans Revers heften kann? Offenbar nicht. Alle sind irgendwie scharf darauf, diesen nichtssagenden Titel zu führen. Und dabei weiß die linke Hand häufig nicht, was die rechte tut. (Und die hat manchmal auch nur recht vage Vorstellungen davon).
Schließlich ist ja jeder schon mal in Hannover gewesen oder hat zumindest mal hier getankt. Bis auf Oeds Westerhof womöglich. Der Holländer wurde für zunächst ein Jahr verpflichtet, Hannover auf den Weg zur Kulturhauptstadt zu bringen; immerhin hat er das erfolgreich im niederländischen Leeuwarden geschafft. Er bekommt 100 000 Euro für seine Beratertätigkeit. Als das 34-köpfige Kulturhauptstadt-Team vorgestellt wurde, war Westerhof nicht dabei. Er wohnte einem Empfang der niederländischen Königshauses bei. Man muss eben Prioritäten setzen …
Hier ist der Text für die Lesefaulen. Dauert so lange wie die Tagesschau.