(mik) Das Wetter war schön an diesem Sonntag. Nach einem Kaffee und einer belgischen Waffel im Straßencafé in der Südstadt beschlossen wir, den Rest des Nachmittags zuhause auf dem Balkon zu verbringen. Auf dem Rückweg schlenderten wir an einem dieser Bücherschränke vorbei. "Komm, lass uns mal gucken", sagte Lilly.
Ich liebe den Geruch von Büchern. Ich liebe die Grafiken von Buchcovern, und ich liebe die Haptik beim Umblättern. Zuweilen liebe ich sogar die Inhalte zwischen zwei Buchdeckeln, also begannen wir zu stöbern. Nach einer Weile hatte Lilly zwei Bücher erkoren, die sie auf den Balkon begleiten sollten. Irgendwas über Sozialpsychologie und irgendwas von Rosamunde Pilcher. Ich hatte ein Exemplar gefunden, das mir größtmögliche Entspannung verhieß. Es ging laut Klappentext um eine schöne Serienmörderin - die Unterschiede in der Auswahl spiegeln womöglich die Denkungsweise von Männern und Frauen.
Wir lasen tatsächlich einige Seiten auf dem sonnenbeschienenen Balkon, bevor Lilly nach Hause fuhr und ich in die Badewanne glitt. Ich fand schon die ersten Kapitel meines Thrillers toll; es wimmelte nur so vor Leuten, die brutal abgeschlachtet worden waren. Auf Mördersuche in der Wanne - Sonntagsentspannung pur. Als mein Badewasser kalt wurde, wollte ich einen Knick in die Buchseite machen, bei der ich aufgehört hatte zu lesen. Allerdings: Da war schon ein Eselsohr, an genau der Stelle, an der ich die Seite auch geknickt hätte.
Nun gibt es ja höchst unterschiedliche Systeme, seine Bücher zu markieren. Das gute alte Lesezeichen hat es bei mir noch nie ins Buch geschafft; ich lese nun mal gern in der Badewanne, und ein wie auch immer geartetes Lesezeichen liefe ständig Gefahr, ins Wasser zu fallen und damit unbrauchbar zu werden. Ich betrachte Bücher als Gebrauchsgegenstände, auch relativ bibliophile Exemplare werden von mir gnadenlos geknickt. Ich dachte mir noch nichts bei dem Fremdknick. Abends, als ich im Bett weiter las, wurde ich nach Kapitel vier müde. Kapitel vier endete mit den Worten: "Es gibt eine Leiche" sagte Henry, "und eine weitere Lilie." Ich wollte zufrieden in mein mörderisches Reich der Träume sinken - aber nicht, bevor ich noch Kapitel vier geknickt hatte. Und da war - richtig. Ein Eselsohr.
Offenbar hatte der Vorbesitzer (oder die Vorbesitzerin) des Krimis dieselbe Lesegeschwindigkeit wie ich. Während ich mich noch fragte, wer das Buch vorher in seinen (oder ihren) knickkundigen Händen hielt, schlief ich ein.
Falls es einmal Ihr Buch war, und falls Sie es zu Ende gelesen haben: Bitte verraten Sie mir den Schluss nicht. Falls Sie Lillys sozialpsychologisches Werk ebenfalls geeselsohrt haben: Dessen Ende dürfen Sie meinetwegen ruhig preisgeben. Und falls Sie die Pilcher in den Schrank getan haben: Bei der sind die Enden sowieso immer gleich.
Ich liebe den Geruch von Büchern. Ich liebe die Grafiken von Buchcovern, und ich liebe die Haptik beim Umblättern. Zuweilen liebe ich sogar die Inhalte zwischen zwei Buchdeckeln, also begannen wir zu stöbern. Nach einer Weile hatte Lilly zwei Bücher erkoren, die sie auf den Balkon begleiten sollten. Irgendwas über Sozialpsychologie und irgendwas von Rosamunde Pilcher. Ich hatte ein Exemplar gefunden, das mir größtmögliche Entspannung verhieß. Es ging laut Klappentext um eine schöne Serienmörderin - die Unterschiede in der Auswahl spiegeln womöglich die Denkungsweise von Männern und Frauen.
Wir lasen tatsächlich einige Seiten auf dem sonnenbeschienenen Balkon, bevor Lilly nach Hause fuhr und ich in die Badewanne glitt. Ich fand schon die ersten Kapitel meines Thrillers toll; es wimmelte nur so vor Leuten, die brutal abgeschlachtet worden waren. Auf Mördersuche in der Wanne - Sonntagsentspannung pur. Als mein Badewasser kalt wurde, wollte ich einen Knick in die Buchseite machen, bei der ich aufgehört hatte zu lesen. Allerdings: Da war schon ein Eselsohr, an genau der Stelle, an der ich die Seite auch geknickt hätte.
Nun gibt es ja höchst unterschiedliche Systeme, seine Bücher zu markieren. Das gute alte Lesezeichen hat es bei mir noch nie ins Buch geschafft; ich lese nun mal gern in der Badewanne, und ein wie auch immer geartetes Lesezeichen liefe ständig Gefahr, ins Wasser zu fallen und damit unbrauchbar zu werden. Ich betrachte Bücher als Gebrauchsgegenstände, auch relativ bibliophile Exemplare werden von mir gnadenlos geknickt. Ich dachte mir noch nichts bei dem Fremdknick. Abends, als ich im Bett weiter las, wurde ich nach Kapitel vier müde. Kapitel vier endete mit den Worten: "Es gibt eine Leiche" sagte Henry, "und eine weitere Lilie." Ich wollte zufrieden in mein mörderisches Reich der Träume sinken - aber nicht, bevor ich noch Kapitel vier geknickt hatte. Und da war - richtig. Ein Eselsohr.
Offenbar hatte der Vorbesitzer (oder die Vorbesitzerin) des Krimis dieselbe Lesegeschwindigkeit wie ich. Während ich mich noch fragte, wer das Buch vorher in seinen (oder ihren) knickkundigen Händen hielt, schlief ich ein.
Falls es einmal Ihr Buch war, und falls Sie es zu Ende gelesen haben: Bitte verraten Sie mir den Schluss nicht. Falls Sie Lillys sozialpsychologisches Werk ebenfalls geeselsohrt haben: Dessen Ende dürfen Sie meinetwegen ruhig preisgeben. Und falls Sie die Pilcher in den Schrank getan haben: Bei der sind die Enden sowieso immer gleich.