Die Stromer

(mik) Neulich gegen elf klingelte als es an meiner Wohnungstür. Durch den Spion erblickte ich zwei Männer. Sie trugen gedeckte Farben, beide hatten einen Block, einen Stift und einen ernsten Blick. Sie standen erwartungsvoll im Flur. Wenn je eine Körperhaltung bedeutungsschwanger war, dann die der beiden Herren. Hatte ich eine Rechnung vergessen zu bezahlen? War jemand gestorben? Würden sie gleich den hinter dem Rücken versteckten Wachturm zücken und mich Dinge fragen wie: "Was denken sie über Gott?" Dazu habe ich eine recht dezidierte Meinung, also öffnete ich die Tür.

Der rechte Herr stellte sich und den linken als „Mitarbeiter eines großen Stromversorgers“ vor, sein Kollege sei neu, "zweiter Tag", und ob der mir ein paar Fragen stellen dürfe. Er durfte. „Äh, auch bei eon?“ Nun, unter dem Begriff 'Frage' hatte mir ehrlich gesagt etwas anderes vorgestellt. Ich ließ mich auf seine reduzierte Rhetorik ein. „Äh, warum?“ – wir waren quitt. Die zweite Frage lautete: „Äh, auch Preiserhöhungen gehabt?“ Meine Antwort war: „Äh, andauernd“.

Der Rechte zischte dem neuen Kollegen zu: „Ganze Sätze“. Nach angemessenem Zusammenzucken versuchte der Linke es mit: „Neuen Anbieter?“ Bevor seine Rhetorik völlig versagte, antwortete ich in klaren Worten: „Tut mir leid, meine Herren, ich bin zufrieden mit meinem Anbieter und kann in der Hinsicht leider gar nichts für Sie tun.“ Dann schloss ich schnell die Tür. Viel weniger als diese beiden Stromer hätten die Zeugen Jehovas möglicherweise auch nicht gesagt.