Matthias Brodowy und Johannes Kirchberg klingeln zweimal bei Step by Step
Eigentlich ist es ein Heimspiel für Matthias Brodowy. Der Kabarettist und Tausendsassa aus Hannover hat einst die Bühne und das Bühnenprogramm in der Vahrenwalder Tanzschule "Step By Step" mit initiiert.
"Hier, das war mal ein Lastenaufzug. Den hat Chris einfach mit Brettern verkleidet und ein Sofa reingestellt", sagt Brodowy, vor seinem Auftritt, in der Künstlergarderobe. Man merkt ihm bei jedem Satz die Verbundenheit mit der Tanzschule an. Chris, das ist Chris Vogt, der Mastermind bei "Step By Step", der vor inzwischen zehn Jahren der Meinung war, "Vahrenwald braucht mehr Kultur."
Vogt holte sich Matthias Brodowy mit ins Boot. Un der hat vor fünf Jahren an gleicher Stelle den Leipziger Kollegen Johannes Kirchberg kennen gelernt. Zwischen den beiden Solokünstlern hat es gefunkt und man beschloss, ein gemeinsames Programm auf die Beine zu stellen, auf die Bretter zu bringen, die nicht als Lastenaufzug dienten.
"Ich kannte ihn. Und fand ihn gut. Und wollte unbedingt was mit ihm machen."
Jetzt, fünf Jahre später, sind beide zu Gast bei Step By Step. "Wenn die Muse zweimal klingelt", so heißt ihr Programm. Premiere hatten sie im Mai beim Kollegen Desimo - auch im Apollo hat Brodowy Heimvorteil. Und hier, in seiner Vahrenwalder Hood, gibt es das vergnügliche Aufeinandertreffen zweier Feingeister gleich zweimal.
"Hier, das war mal ein Lastenaufzug. Den hat Chris einfach mit Brettern verkleidet und ein Sofa reingestellt", sagt Brodowy, vor seinem Auftritt, in der Künstlergarderobe. Man merkt ihm bei jedem Satz die Verbundenheit mit der Tanzschule an. Chris, das ist Chris Vogt, der Mastermind bei "Step By Step", der vor inzwischen zehn Jahren der Meinung war, "Vahrenwald braucht mehr Kultur."
Vogt holte sich Matthias Brodowy mit ins Boot. Un der hat vor fünf Jahren an gleicher Stelle den Leipziger Kollegen Johannes Kirchberg kennen gelernt. Zwischen den beiden Solokünstlern hat es gefunkt und man beschloss, ein gemeinsames Programm auf die Beine zu stellen, auf die Bretter zu bringen, die nicht als Lastenaufzug dienten.
"Ich kannte ihn. Und fand ihn gut. Und wollte unbedingt was mit ihm machen."
Jetzt, fünf Jahre später, sind beide zu Gast bei Step By Step. "Wenn die Muse zweimal klingelt", so heißt ihr Programm. Premiere hatten sie im Mai beim Kollegen Desimo - auch im Apollo hat Brodowy Heimvorteil. Und hier, in seiner Vahrenwalder Hood, gibt es das vergnügliche Aufeinandertreffen zweier Feingeister gleich zweimal.
"Wir sind beide Musiker und Komiker. Und wir respektieren das, was der andere macht", sagt Kirchberg, der mit 15 Jahren anfing, seine eigenen Songs zu schreiben. "Damals, in der Endphase der DDR, eher in Richtung Liedermacher", erklärt der 44-Jährige.
Vor zwei Jahren haben sie sich bereits eine Bühne beim "Kleinen Fest Im Großen Garten" geteilt. Jetzt stehen sie zusammen auf einer kleinen Bühne mit großem Anspruch.
"Mir ist immer alles irgendwie zu wenig", sagt Kollege Brodowy, "alleine ist langweilig. Nur Politik ist langweilig. Nur Klavier ist langweilig. Und nur katholischer Pfarrer ist mir zu unverheiratet."
Für den studierten Theologen Brodowy ist es das neunte Soloprogramm. So richtig begonnen hat für den ehemaligen Herschelschüler alles 1997, als er ein Demo-Tape zu spät eingereicht hat und trotzdem von Hanns-Dieter Hüsch ausgewählt wurde. "Von daher ist mein gesamter Berufsweg eigentlich illegal", grinst Brodowy und versucht, seinen widerspenstigen Mittelscheitel zu glätten.
Dann gehen sie auf die Bühne. Nach einer Laudatio von Vogt, der sich nicht bemühen muss, seine Sympathie und vor allem seine tiefe Verehrung für seine beiden heutigen Künstler zu verhehlen, gibt es Musik, von vielen Instrumenten, zum Nachdenken, zum Lachen, zum Innehalten.
Vor zwei Jahren haben sie sich bereits eine Bühne beim "Kleinen Fest Im Großen Garten" geteilt. Jetzt stehen sie zusammen auf einer kleinen Bühne mit großem Anspruch.
"Mir ist immer alles irgendwie zu wenig", sagt Kollege Brodowy, "alleine ist langweilig. Nur Politik ist langweilig. Nur Klavier ist langweilig. Und nur katholischer Pfarrer ist mir zu unverheiratet."
Für den studierten Theologen Brodowy ist es das neunte Soloprogramm. So richtig begonnen hat für den ehemaligen Herschelschüler alles 1997, als er ein Demo-Tape zu spät eingereicht hat und trotzdem von Hanns-Dieter Hüsch ausgewählt wurde. "Von daher ist mein gesamter Berufsweg eigentlich illegal", grinst Brodowy und versucht, seinen widerspenstigen Mittelscheitel zu glätten.
Dann gehen sie auf die Bühne. Nach einer Laudatio von Vogt, der sich nicht bemühen muss, seine Sympathie und vor allem seine tiefe Verehrung für seine beiden heutigen Künstler zu verhehlen, gibt es Musik, von vielen Instrumenten, zum Nachdenken, zum Lachen, zum Innehalten.
"Eigentlich sind die Scorpions schuld", sagt Kirchberg, während er sich sein Bühnenoutfit anzieht - großkarierter Anzug, weißes Hemd - "durch die bin ich irgendwie zur Musik gekommen." So, wie man sich das vorstellt, mit Westradio, heimlich, unter der Bettdecke und konspirativen Discoveranstaltungen, beobachtet von der Stasi? "Quatsch", sagt Kirchberg, "einfach 'ne CD gekriegt und gut." "Ja, bei mir waren die das auch", setzt Brodowy hinzu, "jeder wollte 'Still Loving You' spielen können.
Heute schnappt er sich die Melodica, bläst durch ein Mundstück in einen Schlauch und erzeugt eine halbe Oktave quäkender Töne, während Kirchberg auf dem Flügel "Das geht nur zu zweit" spielt. "Duette singen sich zu zweit einfach besser", behauptet Brodowy trocken, "und Küssen, und Reden, selbst Einsamkeit ist besser zu zweit", singen die Herren. Kirchberg mit klarer, Brodowy etwas verraucht-verruchter. Beide können das "R" so rrrichtig schön rrrollen lassen - Old School.
Auch "Manege Frei" ist Old-School, in bester Chansonnier-Tradition, und man erinnert sich an Reinhard Mey, an Mario Hené, an Rainhard Fendrich. Ungewollt - oder zumindest ungewohnt unperfekt geht es zu da oben auf den Bettern, die die Welt bedeuten.
"Wir wollten eigentlich immer eine Jam-Session vor Publikum spielen", erklärt Brodowy.
Und so geben sie sich gegenseitig Stichwörter, unterbrechen Lieder, um sich zu kabbeln, um herum zu albern. "Der Berg ruft" oder "Der Bär grooved" - die Beiden lassen eine Diskussion um einen Songtext entstehen, die viel amüsanter ist als das eigentliche Stück.
Heute schnappt er sich die Melodica, bläst durch ein Mundstück in einen Schlauch und erzeugt eine halbe Oktave quäkender Töne, während Kirchberg auf dem Flügel "Das geht nur zu zweit" spielt. "Duette singen sich zu zweit einfach besser", behauptet Brodowy trocken, "und Küssen, und Reden, selbst Einsamkeit ist besser zu zweit", singen die Herren. Kirchberg mit klarer, Brodowy etwas verraucht-verruchter. Beide können das "R" so rrrichtig schön rrrollen lassen - Old School.
Auch "Manege Frei" ist Old-School, in bester Chansonnier-Tradition, und man erinnert sich an Reinhard Mey, an Mario Hené, an Rainhard Fendrich. Ungewollt - oder zumindest ungewohnt unperfekt geht es zu da oben auf den Bettern, die die Welt bedeuten.
"Wir wollten eigentlich immer eine Jam-Session vor Publikum spielen", erklärt Brodowy.
Und so geben sie sich gegenseitig Stichwörter, unterbrechen Lieder, um sich zu kabbeln, um herum zu albern. "Der Berg ruft" oder "Der Bär grooved" - die Beiden lassen eine Diskussion um einen Songtext entstehen, die viel amüsanter ist als das eigentliche Stück.
Sie laufen immer Gefahr, ihr Publikum auf hohem Niveau zu vergessen. Wenn sie so ineinander versinken, als ob sie eineiige Zwillinge wären, warten die knapp hundert Besucher geduldig auf die nächste Prise Esprit, die die Beiden gewillt sind zu teilen. Dann liest Brodowy die Geschichte, die dem Programm ihren Namen gab. Er wird zu Kishon auf Speed, wenn er von seiner Begegnung mit der Muse erzählt. "Wie stellt man sich eine Muse vor? Blond, so wie Falbala aus den Asterixheften? Brünett, Mitte vierzig?" Die Muse, seine Muse, ist der sächselnde Kirchberg, den er ums Verrecken nicht küssen mag.
Allein derartige Geschichten zeigen die Irrwege, die Brodowysche Gedanken zu überwinden haben, um letztlich durch den Mund auf das mittlerweile begeisterte Publikum losgelassen zu werden. Und auch Kirchberg wird mit zunehmender Dauer locker - und dadurch besser. "Dieser Keks wurde ohne Atomstrom gebacken", ein Stück Poesie über Beschriftungen auf Verpackungen, die sich hauptsächlich dadurch in seine Hirnrinde gebrannt haben, weil auf ihnen nur das steht, was nicht enthalten ist. Großartig, wie zynisch genau er seine Umwelt auseinandernimmt.
Allein derartige Geschichten zeigen die Irrwege, die Brodowysche Gedanken zu überwinden haben, um letztlich durch den Mund auf das mittlerweile begeisterte Publikum losgelassen zu werden. Und auch Kirchberg wird mit zunehmender Dauer locker - und dadurch besser. "Dieser Keks wurde ohne Atomstrom gebacken", ein Stück Poesie über Beschriftungen auf Verpackungen, die sich hauptsächlich dadurch in seine Hirnrinde gebrannt haben, weil auf ihnen nur das steht, was nicht enthalten ist. Großartig, wie zynisch genau er seine Umwelt auseinandernimmt.
Die Realität ist manchmal schneller als die Satire. Sie wollten gerade einen Scherz über Anthony Scaramucci machen, Trumps Kommunikationschef, als es aus dem Publikum ruft: "Gefeuert". "Echt, nach zehn Tagen? Vorhin war doch noch alles okay", kommentiert Brodowy, sichtlich verwirrt. Und verliert keine weiteren, überflüssigen Worte mehr, sondern setzt sich ans Klavier. Seine Intros könnten auch von Joe Jackson sein oder von George Winston. Während er seine Texte in unglaublich virtuoses Spiel einwickelt, werden allerdings ab und zu Grenzen deutlich. Wenn Jackson, etwa in "Happyland", seine Geschichte erzählt, ist man mittendrin, betroffen, verstört. Wenn Brodowy sein "Feuerland" singt, steht man irgendwie daneben und verliert die Geschichte, während man auf saubere Reime achtet.
"Vorher denke ich immer, oh Mann, nicht schon wieder", sagt Brodowy über "Stadt Mit Keks", sein "Yesterday", sein "Blowing In The Wind", seine "Tatort-Titelmelodie", "und wenn ich's dann gespielt habe, freue ich mich immer, dass ich's gemacht habe."
Es sei längst nicht sein bestes Lied, bekennt er. Und spielt es trotzdem. Und holt sich Jubelstürme dafür ab. Ein gutes Lied ist ein gutes Lied ist eben ein gutes Lied.
Und dann ist Schluss. "Wenn die Erde untergeht" kommt als fröhliches Trinklied daher. Da klingt der Leipziger, der jetzt in Hamburg lebt, wie ein Berliner, und der Hannoveraner aus Wolfsburg, der das Lied als Abgesang auf den Hamburger SV ankündigt, wird zum irischen Bänkelsänger.
Tolle, manchmal etwas zähe Momente bei Step by Step. Viel Applaus, viele Zugaben. Am besten sind sie allerdings wohl beide am Klavier.
"Vorher denke ich immer, oh Mann, nicht schon wieder", sagt Brodowy über "Stadt Mit Keks", sein "Yesterday", sein "Blowing In The Wind", seine "Tatort-Titelmelodie", "und wenn ich's dann gespielt habe, freue ich mich immer, dass ich's gemacht habe."
Es sei längst nicht sein bestes Lied, bekennt er. Und spielt es trotzdem. Und holt sich Jubelstürme dafür ab. Ein gutes Lied ist ein gutes Lied ist eben ein gutes Lied.
Und dann ist Schluss. "Wenn die Erde untergeht" kommt als fröhliches Trinklied daher. Da klingt der Leipziger, der jetzt in Hamburg lebt, wie ein Berliner, und der Hannoveraner aus Wolfsburg, der das Lied als Abgesang auf den Hamburger SV ankündigt, wird zum irischen Bänkelsänger.
Tolle, manchmal etwas zähe Momente bei Step by Step. Viel Applaus, viele Zugaben. Am besten sind sie allerdings wohl beide am Klavier.